Wettskandal: Was soll ich tun?

Verl. Der vom ostwestfälischen Regionalligisten SC Verl suspendierte Kapitän Patrick Neumann will »alles sagen, was er weiß. Es gibt nicht so viel zu gestehen. Mein Mandant ist nach dem gewonnenen Spiel gegen Gladbach II von einer Person außerhalb des Vereins massiv psychisch unter Druck gesetzt worden«, sagte Neumanns Anwalt Lutz Klose dem Westfalenblatt.

Neumann war am Dienstag mit seinem Teamkollegen Tim Hagedorn suspendiert worden. Nach Angaben des zweiten Vorsitzenden Jochen Scholz ist ein weiterer Spieler verdächtig, der im Juli von Verl zum bayerischen Bezirksoberligisten BC Aichach wechselte.

Zwei weitere Spieler hatten dem Verein am Montag mitgeteilt, was sie über zwei verschobene Spiele der vergangenen Saison wissen. Sie wurden am Mittwoch als Zeugen von der Staatsanwaltschaft Bochum vernommen. Ihre Namen wurden nicht genannt. »Sie haben nicht unbegründet Angst vor der Wettmafia«, erklärte Scholz. »Es bedarf Mut, sein Wissen mitzuteilen.«

Nach Informationen des Westfalenblatts haben Mittelsmänner der Mafia die Spieler im Mai u.a. auf dem Vereinsparkplatz gebeten, erst gegen Borussia Mönchengladbach II zu verlieren und dann auch gegen den 1. FC Köln II. Die Partie in Gladbach hat Verl am 30. Mai durch ein Tor in der 89. Minute 4:3 gewonnen. Zur Pause lag Verl 3:0 in Führung. Ein Akteur soll in der Halbzeitpause via SMS (»Was soll ich tun?«) mit den mutmaßlichen Mittelsmännern Kontakt aufgenommen haben und unter Druck gesetzt worden sein.

Das Heimspiel gegen Köln ging eine Woche später durch ein Eigentor 0:1 verloren. »Diese beiden Partien sind manipuliert worden, auch wenn es im ersten Fall nicht geklappt hat«, sagte Scholz.

»In Deutschland verlagert sich der Skandal in den Regionalligabereich«, meinte DFB-Präsident Theo Zwanziger am Donnerstag erleichtert. »Die Qualität des Skandals wäre in Deutschland eine andere, wenn ein Schiedsrichter betroffen wäre. Wir haben derzeit aber keine Erkenntnisse, daß dem so ist.«(sid/jW)