Aus: Ausgabe vom 10.12.2009, Seite 15 / Natur & Wissenschaft
Turbozüchtung
In Deutschland sind die ersten hundert Tonnen Kartoffeln geerntet
worden, die ausschließlich die Stärke Amylopektin
enthalten. Sie unterscheiden sich äußerlich nicht von
herkömmlichen Kartoffeln, aber in ihrem Erbgut sind nur die
Gene aktiv, die die Bildung von Amylopektin auslösen: Die
Gene, die die Produktion der Stärke Amylose veranlassen, sind
ausgeschaltet. »Bisher enthielten Kartoffeln immer beide
Stärkearten. Die Industrie mußte das Amylopektin von der
Amylose abtrennen – ein energie- und kostenintensives
Verfahren«, sagt Dirk Prüfer vom Fraunhofer-Institut
für Molekulare und Angewandte Ökologie IME. »Die
Kartoffel ist das erste durch Tilling gewonnene Produkt in
Deutschland, das Marktreife erlangt hat.« Tilling steht
für »Targeting Induced Local Lesions In Genoms«
– ein Turbozüchtungsverfahren, bei dem die Mutationsrate
mit Hilfe von Chemikalien beschleunigt wird. Aus einer Reihe von
2748 Keimlingen wurde binnen Wochen derjenige identifiziert, der
ausschließlich die Stärke Amylopektin produziert. Aus
dieser lassen sich nicht nur Speisestärken zum Binden von
Suppen und Desserts gewinnen. Die deutsche Papier- und
Klebstoffindustrie benötigt jährlich 500 000 Tonnen
hochreines Amylopektin. Die Verarbeitung der neuen Superkartoffeln
ist problemlos, da sie kein gentechnisch verändertes Material
enthalten. (ddp/jW)
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vom 10.12.2009