Aus: Ausgabe vom 19.12.2009, Seite 12 / Feuilleton
Einer der letzten Zeugen
Von Enrico Hilbert/Wolfram Fischer
Am Freitag wurde Otto Schubring in Berlin 102 Jahre alt. Bis zur
Rente als Zusteller bei der Post beschäftigt, hat er nie
groß davon erzählt, was man ihm angetan hat. Nicht, wie
es war, als die Nazis die Macht übertragen bekamen und er mit
anderen illegal weitergearbeitet hat. Wie sie ihn verhaftet und
gefoltert haben: in den KZ Osterstein, Colditz und Sachsenburg
– letzteres seit Mai 1933 ein Lager unter Führung der
SA. Als die SS das KZ übernahm. wurde gefoltert, gemordet,
schwerste Zwangsarbeit verrichtet. Später konnte er das Lager
verlassen. Auch in ihren Krieg haben sie Otto Schubring geholt. Und
noch in den letzten Tagen hat er versucht, die deutschen Soldaten
zum Überlaufen auf die Seite der Roten Armee zu bewegen. Doch
der Gewehrlauf wurde gegen ihn gerichtet. Er kam aus der
Gefangenschaft zurück, und dann der schwere Aufbau. Anerkannt
wurde er als Verfolgter des Naziregimes auf Drängen anderer,
die von seinem Leben wußten.
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