Aus: Ausgabe vom 28.01.2010, Seite 12 / Feuilleton
José-Martí-Abend
Den etwas unrunden Geburtstag, um genau zu sein, den 157., des
kubanischen Dichters und Revolutionärs José
Martí, kann man heute in der Ladengalerie der jungen
Welt feiern. Über die Aktualität seines Denkens
spricht Hans-Otto Dill, emeritierter Professor für
lateinamerikanische Literatur an der Berliner
Humboldt-Universität. Der kubanische Nationalheld
Martí, dieser »Soldat mit Feder und Gewehr«, wie
ihn sein Biograph Josef Lawrezki nennt, ist hierzulande immer noch
viel zu wenig bekannt. Er war Vordenker von Theoretikern des
Postkolonialismus wie Frantz Fanon. Er entwarf eine Kultur der
Dekolonisierung, für die die Kenntnis der indianischen
Geschichte und Kunst genauso wichtig ist wie die der griechischen
Antike. Die von Martí geforderte literarische Gestaltung
dieser Heterogenität geschah erst in der zweiten Hälfte
des 20. Jahrhunderts im magischen Realismus des Guatemalteken
Asturias und dem Neuen Roman von García Márquez und
Vargas Llosa. Übrigens basiert der Text des Evergreens
»Guantanamera« auf einem Gedicht von Martí. Am
heutigen Abend tritt auch der Liedermacher Frank Vieweg auf, einer
der führenden Transformatoren der kubanischen Musik in der
Bundesrepublik. Raúl Becerra Egaña, der Botschafter
der Republik Kuba in Deutschland, wird auch anwesend sein. (jW)
heute, 19 Uhr, jW-Ladengalerie, Torstraße 6, Berlin
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