Aus: Ausgabe vom 23.03.2010, Seite 13 / Feuilleton
Amateure im Cockpit?
Von André Wei
Wie ist das eigentlich mit den Bloggern? Sind sie der neue
»Bürgerjournalismus«, der die Medien
verändern wird? Am Donnerstag veranstalteten die FAZ und die
NGO »Inwent« (Internationale Weiterbildung und
Entwicklung) eine »Medienkonferenz« unter dem Titel
»Am Wendepunkt: Mit Community Medien in die Zukunft«.
Auch wenn Handyfilme mittlerweile teilweise in der Tageschau laufen
– Werner D’Inka, Mitherausgeber der FAZ, sieht in den
Bloggern bestenfalls ein Übergangsphänomen. Längst
seien die Blogs voller Werbelinks. Ungeprüfte Informationen
gerieten im digitalen Schneeballsystem zu Schmutzkampagnen.
Information bedürfe der objektiven Einordnung und der
Bewertung durch den professionellen Journalismus. Schon Sebastian
Paust, Geschäftsführer von Inwent, hatte zur
Konferenzeröffnung gefragt: »Würden Sie in ein
Flugzeug steigen, das von einem Bürgerpiloten geflogen
wird?«
»Inwent« vermittelt seit Jahren journalistisches Knowhow in Entwicklungsländern, organisiert entsprechende Trainings und vergibt Stipendien. Ganz ähnlich arbeitet auch Solana Larsen, Redakteurin von »Global Voices«, einer Internetcommunity mit Sitz in den USA, die Blogger weltweit vernetzen will. Dazu werden, oft mit überschaubaren Budgets, Gruppen in Ländern wie Kolumbien, Chile, Liberia oder der Ukraine ausgebildet, Menschen, die vor Ort von politischen Unruhen oder Naturkatastrophen berichten können. Aber es sind keine Korrespondenten. Sondern es sind Amateure, die zum Teil lernen müssen, ein Handy zu benutzen oder eine Digitalkamera.
Steven Lang, Chefredakteur von Grocott’s Mail, einer südafrikanischen Zeitung, versucht den neuen Basisjournalismus in das klassische Printmedium zu integrieren. Ihm mailen Rettungsassistenten regelmäßig Unfallfotos, in einer eigenen Rubrik werden SMS-Einsendungen abgedruckt. Daoud Kuttab vom jordanischen Internetradio »Ammannet« berichtet , mit Hilfe von Handyvideos habe man erstmals einem Polizisten in Ägypten Folter nachgewiesen und eine Verurteilung erwirkt. Richard Kavuma, Uganda-Korrespondent für den britischen Guardian, betont vor allem die Unabhängigkeit der bloggenden Berichterstatter. Dabei vetreten die nur ihre eigenen Interessen, sagt D’Inka.
Journalist darf sich in Deutschland übrigens jeder nennen. Längst werden die Amazon-Amateurrezensionen häufiger gelesen als die Feuilletons der Tageszeitungen. Aber: Kaum fünf Prozent der Menschen in Nigeria haben regelmäßig Zugang zum Internet. Ein DSL-Anschluß, hier für 20 Euro zu haben, kostet dort 600 Euro im Monat, deutlich mehr als das jährliche Prokopf-Einkommen.
»Inwent« vermittelt seit Jahren journalistisches Knowhow in Entwicklungsländern, organisiert entsprechende Trainings und vergibt Stipendien. Ganz ähnlich arbeitet auch Solana Larsen, Redakteurin von »Global Voices«, einer Internetcommunity mit Sitz in den USA, die Blogger weltweit vernetzen will. Dazu werden, oft mit überschaubaren Budgets, Gruppen in Ländern wie Kolumbien, Chile, Liberia oder der Ukraine ausgebildet, Menschen, die vor Ort von politischen Unruhen oder Naturkatastrophen berichten können. Aber es sind keine Korrespondenten. Sondern es sind Amateure, die zum Teil lernen müssen, ein Handy zu benutzen oder eine Digitalkamera.
Steven Lang, Chefredakteur von Grocott’s Mail, einer südafrikanischen Zeitung, versucht den neuen Basisjournalismus in das klassische Printmedium zu integrieren. Ihm mailen Rettungsassistenten regelmäßig Unfallfotos, in einer eigenen Rubrik werden SMS-Einsendungen abgedruckt. Daoud Kuttab vom jordanischen Internetradio »Ammannet« berichtet , mit Hilfe von Handyvideos habe man erstmals einem Polizisten in Ägypten Folter nachgewiesen und eine Verurteilung erwirkt. Richard Kavuma, Uganda-Korrespondent für den britischen Guardian, betont vor allem die Unabhängigkeit der bloggenden Berichterstatter. Dabei vetreten die nur ihre eigenen Interessen, sagt D’Inka.
Journalist darf sich in Deutschland übrigens jeder nennen. Längst werden die Amazon-Amateurrezensionen häufiger gelesen als die Feuilletons der Tageszeitungen. Aber: Kaum fünf Prozent der Menschen in Nigeria haben regelmäßig Zugang zum Internet. Ein DSL-Anschluß, hier für 20 Euro zu haben, kostet dort 600 Euro im Monat, deutlich mehr als das jährliche Prokopf-Einkommen.
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