Rosa-Luxemburg-Konferenz am 11.01.2025
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Aus: Ausgabe vom 03.04.2010, Seite 16 / Aktion

»junge Welt wird eingestellt.«

»Wer hat die junge Welt umgebracht?«
Von Dietmar Koschmieder
Totgesagte leben länger: Die linke Tageszeitung läuft
Totgesagte leben länger: Die linke Tageszeitung läuft nach der Insolvenz 1995 wieder aus der Maschine
Diese zwei Sätze stammen aus der jungen Welt vom 6. April 1995. Einen Tag zuvor erfuhr die Belegschaft der jW übers Radio, daß die damaligen Eigentümer die Einstellung der 1947 gegründeten Zeitung beschlossen hatten. Sogar die ARD-Tagesschau berichtete über das Ableben der jungen Welt.

Für den damaligen Chefredakteur unserer Zeitung, Oliver Tolmein, und den publizistischen Berater Hermann L. Gremliza lag die Hauptursache für die Einstellung in der Einstellung der Linken: »Zum eisernen Bestand des linken Geredes gehört die Klage über das Monopol der Bürgerpresse und daß abweichende Meinung und Information keine Chance auf Öffentlichkeit hätten. Die neue junge Welt (…) hat der Linken dieses Landes die Chance gegeben. Ihr Mißerfolg läßt nur den Schluß zu: Entweder gibt es eine zahlenmäßig nennenswerte Linke nicht mehr, oder sie zieht das Klagen über miese Verhältnisse dem Handeln zu deren Veränderung vor. Ich fürchte, die Wahrheit liegt in der Mitte. (…) Keiner kann gezwungen werden, eine Zeitung für Leute zu machen, die es nicht gibt oder die keine wollen«, meinte Gremliza auf Seite zwei der jW vom 6. April 1995– unter der Überschrift »Wer hat die junge Welt umgebracht?«

Weil aber auch keiner gezwungen werden kann, den Kampf aufzugeben, nur weil Erfolgsaussichten mies und die meisten die Flinte bereits ins Korn geworfen haben, gab es harte Verhandlungen mit den Alteigentümern und schließlich die Übernahme der angeschlagenen jungen Welt durch den speziell dazu gegründeten Verlag 8. Mai GmbH. Es war übrigens ausgerechnet Gremliza, der Mut zum Weiterarbeiten machte. Eine erste vierseitige Ausgabe unter den neuen Bedingungen erschien dann am Gründonnerstag, dem 13.April 1995, die zweite am Ostersamstag, dem 15.April 1995 – »Wir machen unsere Wunder selber«, schrieben wir selbstbewußt. Seit Dienstag, dem 18.April 1995, erschien dann die junge Welt wieder regulär. Die Neuetablierung war aber erst am 7.Oktober 1995 abgeschlossen: An diesem Tag fand die Gründungsversammlung unserer Genossenschaft LPG junge Welt eG statt.


Das alles ist 15 Jahre her. Die Linke ist immer noch schwach. Und selbst von diesem kleinen Haufen kennen viele die junge Welt nicht. Der Kampf geht also nicht nur um inhaltliche Positionen und journalistische Qualität: Um existieren zu können, braucht die jW eine gesicherte Ökonomie. Diese Zeitung wird nicht von Kirchen, Banken, Parteien, reichen Sponsoren oder großen Anzeigenkunden finanziert. Sondern von ihren Leserinnen und Lesern. Deshalb bleibt nur der Weg, möglichst viele Abonnements einzuwerben. Und da uns auch weiterhin die Millionen für normale Werbekampagnen fehlen, brauchen wir die Unterstützung all jener, die diese Zeitung mit Genuß und Erkenntnisgewinn lesen.

Deshalb wünschen wir uns von Ihnen ein Geburtstagsgeschenk: Werben Sie 15 Testleser. Bieten Sie 15 Menschen aus Ihrer Umgebung ein Probeabo der jungen Welt an. Ob Sie oder die Testleser sich an den Kosten beteiligen, kann frei entschieden werden. Wichtig ist, daß wir die Genehmigung bekommen, nach drei Wochen Probelesen anrufen und nach Zustellung, Inhalt und Abo fragen zu dürfen. Warten Sie nicht, bis Sie 15 Adressen gesammelt haben– schicken Sie uns besser drei mal fünf Adressen. Damit stärken wir gemeinsam die junge Welt. Und die Linke im Lande.

Letztlich sind auch die vergangenen 15 Jahre junge Welt ein Gewinn. Der Erfolg der Zeitung läßt nur den Schluß zu, daß es eine zahlenmäßig nennenswerte Linke gibt, die nicht so schnell aufgibt und konkretes Handeln zur Veränderung schlechter Verhältnisse dem Jammern über sie vorzieht. Zahlenmäßig nennenswert heißt aber noch lange nicht genug.

Solidarität jetzt!

Das Verwaltungsgericht Berlin hat entschieden und die Klage des Verlags 8. Mai abgewiesen. Die Bundesregierung darf die Tageszeitung junge Welt in ihren jährlichen Verfassungsschutzberichten erwähnen und beobachten. Nun muss eine höhere Instanz entscheiden.

In unseren Augen ist das Urteil eine Einschränkung der Meinungs- und Pressefreiheit in der Bundesrepublik. Aber auch umgekehrt wird Bürgerinnen und Bürgern erschwert, sich aus verschiedenen Quellen frei zu informieren.

Genau das aber ist unser Ziel: Aufklärung mit gut gemachtem Journalismus. Sie können das unterstützen. Darum: junge Welt abonnieren für die Pressefreiheit!