Aus: Ausgabe vom 19.05.2010, Seite 13 / Feuilleton
Traum vom Pling!
Christoph Schlingensief hat eine Wunschvorstellung für seine
Bespielung des Deutschen Pavillons im Sommer auf der 54. Biennale
von Venedig. »Ein Traum wäre, man könnte auf
Knopfdruck das Haus wegklicken«, sagte der Regisseur und
Filmemacher dem Kunstmagazin Monopol. Das Gebäude war 1938 von
den Nazis gestaltet worden. »Man macht ›pling‹,
und es ist weg, und ›pling‹ ist es wieder da. Wir
haben ja auch den Palast der Republik abgerissen, und in 30 Jahren
bauen wir ihn vielleicht wieder auf– das würde ich gerne
beschleunigen. Aber die Technik ist noch nicht so weit.«
Schlingensief, der 2004 den »Parsifal« bei den
Bayreuther Festspielen inszenierte, will auf der Kunstbiennale die
deutsche Geschichte auf unerwartete Weise thematisieren. »In
Bayreuth dachten auch alle: Jetzt kommen die BDM-Mädchen, und
ich mache ein Hakenkreuz aus Scheiße auf die Bühne. Dann
wären alle begeistert gewesen, also bewußt
entrüstet.« Er sei jedoch »nicht auf der Welt, um
alles schräg zu machen und zu verkanten«. (ddp/jW)
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