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Aus: Ausgabe vom 22.05.2010, Seite 16 / Aktion

NRW ist starkes jW-Land

Stalinistischer Hammer konnte Einzug von Linken in das Landesparlament und die Gewinnung neuer Leserinnen und -Leser für unsere Zeitung nicht verhindern
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Erstmals haben wir uns in Nordrhein-Westfalen getraut, eine größere Aktion zu starten. Diese Entscheidung fiel uns nicht leicht, denn aufgrund unserer bescheidenen ökonomischen Möglichkeiten war die Wahrscheinlichkeit groß, daß wir in diesem unübersichtlichen Konglomerat von Millionenstädten einfach untergehen. In zwölf Städten Nordrhein-Westfalens führten wir im April und Mai unter Beteiligung des Verlages 30 Aktivitäten durch bzw. beteiligten uns an solchen mit Infoständen und Zeitungsverteilungen.

Hinzu kamen Orte, in denen jW-Leserinnen und Leser eigenständig Verteilaktionen organisierten. Dabei wurden über 11000 Zeitungen und viele Probeabokarten unter das Volk gebracht. Ein Ziel war, 1000 Probeabos in NRW zu gewinnen. Knapp 700 sind es bisher. Wir gehen aber davon aus, daß noch nicht alle ausgefüllten Probeaboscheine an uns zurückgeschickt wurden -- insofern handelt es sich um eine Zwischenauswertung. Empfehlen Sie also unser Probeabo auch weiterhin– die 1000er Marke ist zu knacken.

Zwischenauswertung

Um eine Zwischenauswertung handelt es sich auch deshalb, weil wir erst in den nächsten Tagen damit beginnen werden, bei den Probeabonnenten nachzufragen. Direkt eingeworben haben wir bisher 23 Abos und vier Genossenschaftsanteile, auch am Kiosk sind mehr Zeitungen abgesetzt worden. Ob dieser Erfolg von Dauer ist, läßt sich aber ebenfalls erst in einigen Wochen einschätzen.

Auf unserer Tour konnten wir bei Kundgebungen und Demos, Veranstaltungen und an Infoständen sehr viel Zuspruch entgegennehmen. Es gab aber auch Kritik: Ein Leser bat uns, umgehend Hammer und Sichel aus unserem Kampagnenlogo zu entfernen. Das sei Stalinismus pur und würde unter Umständen in NRW den Einzug der Linken ins Parlament verhindern, so daß die Bevölkerung Nordrhein-Westfalens auch weitere vier Jahre unter dem Joch des Neoliberalismus leiden müßte. Wir antworteten, daß Hammer und Sichel historisch für die Arbeiterklasse und der mit ihr verbündeten Bauern stünden, wir als marxistische Tageszeitung der Klassenkampfidee und der damit verbundenen Symbolik nicht abgeschworen hätten, zudem Hammer und Sichel ja nicht als Symbol der Linkspartei, sondern in dem Falle als eines der jungen Welt vorgestellt werde, der Neoliberalismus bzw. der Kapitalismus in seiner aktuellen Form auch nach den Wahlen die Menschen in Nordrhein-Westfalen beschäftigen wird, egal ob die Linkspartei im Parlament sitzt oder nicht – und der Einfluß der jungen Welt zwar gewaltig, aber eben doch nicht so stark sei, um darüber zu entscheiden, ob die Linke sich nach den Wahlen im Parlament wiederfindet oder nicht.


Obwohl: Wir mußten feststellen, daß überall dort, wo wir aktiv waren, die Linkspartei überdurchschnittlich gut abschnitt. Nur für Münster gilt das auf den ersten Blick nicht, wo die Linke statt der im Landesschnitt üblichen 5,5 Prozent lediglich 4,8 Prozent erhielt. Auf jeden Fall gratulieren wir allen neu gewählten Abgeordneten und allen, die junge Welt als ihre neue Zeitung gewählt haben.

Nun ist die Küste dran

Fest steht, daß unsere Aktion sehr erfolgreich war – und eben erst die Eröffnung einer Kampagne darstellt. Wir werden auch in den nächsten Monaten einiges unternehmen, um dieses Bundesland zu einem der stärksten jW-Länder zu machen. Dabei rechnen wir weiter mit der Unterstützung unserer Leserinnen und Leser. Helfen wollen uns dabei neue Leserinitiativen: Jene in Gütersloh hat ihre Arbeit bereits aufgenommen, in Köln und Düsseldorf wird die Gründung einer Initiative vorbereitet, in Duisburg und für den Großraum Essen gibt es entsprechende Pläne.

Die nächste Kampagne wird über die Sommermonate an der westlichen Ostseeküste von Kiel bis Stralsund stattfinden. Die Leserinnen und Leser in Schleswig-Holstein und Mecklenburg-Vorpommern dürfen sich schon heute auf unsere Aktionsteams zu Wasser und zu Land freuen. Jedenfalls brauchen wir auch dort starke Unterstützung. Darüber berichten wir an dieser Stelle mehr in den nächsten Wochen.

Aktionsbüro

Solidarität jetzt!

Das Verwaltungsgericht Berlin hat entschieden und die Klage des Verlags 8. Mai abgewiesen. Die Bundesregierung darf die Tageszeitung junge Welt in ihren jährlichen Verfassungsschutzberichten erwähnen und beobachten. Nun muss eine höhere Instanz entscheiden.

In unseren Augen ist das Urteil eine Einschränkung der Meinungs- und Pressefreiheit in der Bundesrepublik. Aber auch umgekehrt wird Bürgerinnen und Bürgern erschwert, sich aus verschiedenen Quellen frei zu informieren.

Genau das aber ist unser Ziel: Aufklärung mit gut gemachtem Journalismus. Sie können das unterstützen. Darum: junge Welt abonnieren für die Pressefreiheit!