Aus: Ausgabe vom 29.05.2010, Seite 12 / Feuilleton
J. Zeltinger
Die Kölner Rockband Zeltinger probiert ein Comeback. Am
Freitag veröffentlichte die Band um den 61jährigen
schwergewichtigen, schnauzbärtigen und kahlköpfigen
Sänger Jürgen Zeltinger ihr neues Doppelalbum »Die
Rückkehr des Retters« – 15 Jahre nach ihrem
letzten Studio-Album, das Wikipedia so notiert: »Im Sommer
1994 erschien mit ›Scheiße‹ ein Album, mit dem
die Band zu ihren Ursprüngen zurückkehrte.«
Lustigerweise galten Zeltinger 1979 mit ihrem Debütalbum
»Im Roxy & im Bunker live« mangels anderer
bundesdeutscher Alternativen der großen Plattenfirmen als
Punk, heute nennt man sie Vorreiter des Kölschrock. Damals
trommelte noch Jaki Liebezeit von Can mit. 1980 ging man auf Tour
mit Bob Geldofs Boomtown Rats, die von Sounds damals als »die
Abba des Punk« ausgerufen wurden. Angesichts dieser
Marketingtricks nannte der schwule Haudegen Zeltinger die zweite
Platte konsequent »Schleimig« und sang im
schönsten Ohrwurmwahn »ich bin’n Asi mit Niveau /
lese Lyrik auf dem Klo«, genauso wie er schon vorher einen
Ramones-Song zur lokalen Hool-Hymne »Müngersdorfer
Stadion« umgearbeitet und das Volkslied »Mein Vater war
ein Wandersmann« hochgetuned hatte. Auf dem neuen Album gibt
es auf der einen CD die neuen Stücke, und auf der anderen
liest »De Plaat« Zeltinger aus seiner Biografie
»Die Zeltinger Story – Chronik einer Jagd« vor.
(ddp/jW)
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