Aus: Ausgabe vom 14.06.2010, Seite 12 / Feuilleton
Der frühe Vogel
In der Frankfurter Allgemeinen vom Samstag schrieb André
Thiele schon mal über die für 2012 bei Eulenspiegel
angekündigten Bände »Der junge Hacks«. Der
Text enthielt den Hinweis, daß Hacks bis 1955 in einer
westdeutschen Lieder-»Manufaktur« beschäftigt war,
bei der »Dichter und Komponisten« wie Georg Buschor
(»Schuld war nur der Bossa Nova«) für
»Kabarett und Rundfunk« arbeiteten. In dieser Tradition
habe Hacks nach seiner Umsiedlung »eines der
größten Schurkenstücke der deutsch-deutschen
Theatergeschichte geschrieben: 1959 erfand Hacks einen irischen
Dichter und angeblichen Nationalökonomen mit Namen Saul
O’Hara. Dessen Komödie ›Heiraten ist immer ein
Risiko‹ wurde einer der größten Erfolge auf
deutschen Boulevardbühnen, namhaft verfilmt«. Mit der
Pseudonymisierung habe der sozialistische Klassiker »die
erheblichen Devisenbeträge, die das Stück einbrachte, am
wachsamen Fiskus der DDR vorbei« bekommen wollen. Unter
Vorankündigung standen »mit freundlicher Genehmigung des
Eulenspiegel Verlages« drei unveröffentlichte Gedichte.
»Flüchtlingslied« heißt eines. »Denk
ich der Heimat, die ich ließ,/ O welche Pein! Und doch so
süß;/ Es ist sentimentaler/ Als Bücher von
Courths-Mahler«, lautet die erste von fünf Strophen. Die
letzte geht so: »Wenn mancher Platz auch reicher wär/
Die Heimatstadt bleibt singulär:/ Bedenkt! in ihren Toren/ Bin
ich! ich selbst! Geboren.«
(jW)
(jW)
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