Rundfunkkrieg in der Republik Srpska
Im bosnisch-serbischen Verfassungskonflikt sucht Präsidentin Biljana Plavsic nun die Unterstützung der Armee. Ein Treffen mit den führenden Generälen, die Plavsic als offizielle Oberbefehlshaberin der Armee für Montag nach Banja Luka bestellt hatte, wurde allerdings ohne Angabe von Gründen um einen Tag verschoben. Die Armee ist gespalten. Während der Generalstab Plavsics Politik kritisiert und mit einem Eingreifen zugunsten ihrer Gegner in Pale gedroht hatte, stehen die um Banja Luka stationierten Truppen zu Plavsic.
Die US-gegängelte Präsidentin von Banja Luka verstieg sich in einer Rede zu dem absurden Vorwurf, der serbische Vertreter im bosnischen Staatspräsidium, Momcilo Krajisnik, wolle die bosnisch-serbische Armee in die der moslemisch- kroatischen Föderation eingliedern. Die Rede der Präsidentin wurde vom bosnisch-serbischen Fernsehen SRT live übertragen. Das Studio Banja Luka hatte sich von der Zentrale in Pale losgesagt.
Ein Redakteur des Studios Banja Luka sagte, es sei den Technikern des Studios gelungen, das von Pale unabhängige Radio- und Fernsehprogramm über eine Sendestation auf dem nahegelegenen Berg Kozara auszustrahlen. Es könne seit Sonntag abend im gesamten Westen der Serbischen Republik in Bosnien empfangen werden. Die Gegner der Präsidentin der bosnischen Serben, Biljana Plavsic, haben am Montag scharf gegen die Einrichtung eines ihr treuen Fernsehsenders kritisiert. »Es ist offensichtlich, daß dies alles Verrat ist«, sagte Regierungschef Gojko Klickovic. Aus dem Fernsehstudio verlautete, daß die Reichweite des Senders erhöht werden soll.
Als erstes übertrug der neue Sender eine Rede Plavsics. Danach gab es eine Nachrichtensendung, in der dem Vertreter der Serben im Staatspräsidium Bosnien- Herzegowinas, Momcilo Krajisnik, Schmuggel und Bestechung der Polizei vorgeworfen wurde. Der internationale Wiederaufbaubeauftragte für Bosnien, Carlos Westendorp, begrüßte die Abspaltung am Montag. »Wir hoffen, vielleicht eine kleine Flamme der Unabhängigkeit zu sehen«, sagte ein Sprecher Westendorps in Sarajevo.
Dieser Aufruf zur Rundfunkpiraterie findet seine Entsprechung in der völkerrechtswidrigen Drohung Westendorps, den staatlichen Fernsehsender der bosnischen Serben zu schließen, falls die Sendung von Videospots, in denen SFOR mit den deutschen Besatzungstruppen im Zweiten Weltkrieg verglichen wird, nicht eingestellt werde.
(jW/AP/AFP)
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