Aus: Ausgabe vom 15.07.2010, Seite 15 / Natur & Wissenschaft
Lübecker Finanzpolitik
Vor einer Woche erklärten Bundesforschungsministerin Annette
Schavan und Schleswig-Holsteins Ministerpräsident Peter Harry
Carstensen (beide CDU), wie sie den Studiengang Medizin der
Universität Lübeck retten wollen, dessen Aus das Ende der
kompletten Uni bedeuten könnte. Im Landeshaushalt fehlen 25
Millionen Euro. Schavan und Carstensen haben nun angedacht, aus dem
Kieler Leibniz-Institut für Meereswissenschaften eine
Einrichtung der größten Wissenschaftsorganisation
Deutschlands, der Helmholtz-Gesellschaft, zu machen. Das Land
würde das Institut damit nicht mehr zu 50 Prozent finanzieren
müssen. Der Bund würde 90 Prozent der Kosten
übernehmen. Die Reaktionen auf diesen Plan waren harsch. Ein
»Kronjuwel« der außeruniversitären Forschung
würde »zum Objekt finanzpolitisch motivierter
Verschiebungen«, beklagte Karl Ulrich Mayer, Präsident
der Leibniz-Gemeinschaft, die in dieser Sache übergangen
worden war. Primat wissenschaftspolitischer Entscheidungen
müsse das »Wohl der Forschung sein, nicht ihr
Finanzierungsschlüssel«. Der Direktor des Kieler
Instituts, Peter Herzig, wies darauf hin, daß seiner
Einrichtung mit dem Wechsel kein Geld der Deutschen
Forschungsgemeinschaft mehr zur Verfügung stünde:
»Wenn wir zehn Millionen Euro Drittmitteleinnahmen verlieren,
wäre das eine Katastrophe.« Bedroht wären vor allem
Sonderforschungsbereiche, bei denen das Institut eng mit der Uni
Lübeck kooperiert. Hier beißt der Hund sich in den
Schwanz. (ddp/jW)
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