Aus: Ausgabe vom 29.07.2010, Seite 12 / Feuilleton
Gnadenloser Nachruhm
Vier Wochen nach dem Suizid der Berliner Jugendrichterin Kirsten
Heisig erschien am Montag ihr Buch »Das Ende der Geduld
– Konsequent gegen jugendliche Gewalttäter«. Am
Dienstag waren die 40000 Exemplare der ersten Auflage bereits
ausverkauft, wie der Herder-Verlag mitteilte. Es wird nachgedruckt.
Mit der Auslieferung der zweiten Auflage soll noch im Laufe der
Woche begonnen werden. Nach Angaben des Programmleiters des
Verlags, Stephan Meyer, enthält das Buch der oft als
»Richterin Gnadenlos« titulierten Heisig »einiges
an Sprengkraft, mehr als ich selber anfangs vermutete«. Man
habe versucht, sich gegen Klagen wegen Verletzungen von
Persönlichkeitsrechten zu wappnen, erklärte Meyer im
Deutschlandfunk. Klagen gegen diese »kompakte
Zusammenfassung« dessen, »woran Kirsten Heisig ihr
Leben lang gearbeitet hat«, seien aber nicht
auszuschließen. Im übrigen habe Heisig sich sehr auf die
Veröffentlichung gefreut und es gar nicht erwarten
können, daß das Buch »Streit und Diskussionen und
Engagement hervorruft«. Warum die Richterin sich umbrachte,
wird angesichts dieser Äußerungen noch
rätselhafter, als es ohnehin schon ist. (ddp/jW)
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