Aus: Ausgabe vom 03.08.2010, Seite 15 / Betrieb & Gewerkschaft
Lesetipps
Tarifeinheit
Die Auseinandersetzung um die gewerkschaftliche Haltung zur sogenannten Tarifeinheit nimmt auch im aktuellen Express eine große Rolle ein. Helmut Platow, bisheriger Bereichsleiter Recht beim ver.di-Bundesvorstand, legt darin eine überzeugende Analyse vor. Er stellt dar, daß das kürzlich erlassene Urteil des Bundesarbeitsgerichts (BAG) – das mehrere Tarifverträge in einem Betrieb für zulässig erklärt – keineswegs die Unterbietungskonkurrenz durch sich »christlich« oder anders nennende »Gewerkschaften« verstärkt. Im Gegenteil wären Fälle wie bei Jenoptik, wo der IG-Metall-Flächentarif durch einen Haustarifvertrag der Christlichen Gewerkschaft Metall (CGM) verdrängt wurde, nach der neuen Rechtsprechung nicht mehr so leicht möglich. Platow stellt klar, daß sich die gemeinsame Initiative des Deutschen Gewerkschaftsbundes (DGB) und der Bundesvereinigung der Deutschen Arbeitgeberverbände (BDA) für eine gesetzliche Wiederherstellung der »Tarifeinheit« nicht gegen die Unter-, sondern gegen die Überbietungskonkurrenz durch Organisationen wie die Lokführergewerkschaft GDL, die Vereinigung Cockpit und den Marburger Bund richtet.Hinter den Kulissen sei schon seit über einem Jahr an der DGB-BDA-Erklärung gearbeitet worden, erklärt Anton Kobel in seinem Beitrag. Dies sei »voll an den Mitgliedern und auch den Delegierten des DGB-Bundeskongresses vorbei« geschehen. »Ein bemerkenswertes Stück in Sachen innergewerkschaftlicher Demokratie«, wie Kobel sarkastisch anmerkt. Statt gemeinsam mit den Unternehmern eine Einschränkung des Streikrechts zu fordern, sollten die Gewerkschaften beispielsweise Aktivitäten für den Grundsatz »ein Betrieb – ein Tarifvertrag – eine Belegschaft – ein Betriebsrat« entwickeln, um die seit Jahren bestehende Spaltung innerhalb der Belegschaften zu beseitigen. (jW)
Express – Zeitung für sozialistische Betriebs- und Gewerkschaftsarbeit, Nr. 7/2010, 16 Seiten, 3,50 Euro. www.labournet.de/express
Osteuropa
Mit dem Schwerpunkt »Transnationale Unternehmen und
Gewerkschaften in Osteuropa« beschäftigt sich die
aktuelle Ausgabe der Fachzeitschrift Industrielle Beziehungen. Ein
in englisch geschriebener Beitrag dokumentiert die veränderte
Arbeitsteilung in der europäischen Automobilindustrie.
Ein weiterer stellt die Versuche der Beschäftigtenvertreter
bei General Motors dar, eine gesamteuropäische Strategie zu
entwickeln. (jW)
Industrielle Beziehungen– Zeitschrift für Arbeit, Organisation und Management. Jg. 17, Heft 2/2010, Hampp Verlag, Jahresabo (vier Ausgaben): 80 Euro
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