Aus: Ausgabe vom 16.08.2010, Seite 13 / Feuilleton
Alter vor Schönheit
Nobelpreisträger Günter Grass will nicht, daß seine
Bücher auf Computern gelesen werden. Er habe mit seinem
Verleger abgesprochen, das keines seiner Bücher für
Lesegeräte wie das iPad freigegeben werde, »bevor ein
die Autoren schützendes Gesetz wirksam wird«, sagte der
82jährige dem Spiegel. Er könne all seinen Kollegen
Autoren nur raten, in dieser Beziehung ebenso viel
Selbstbewußtsein zu entwickeln. Auf die jüngeren
Adressaten gibt der Greis dabei allgemein nicht viel. Sie sind ihm
zu unpolitisch. »Sie sollten nicht die Fehler der Weimarer
Republik wiederholen und sich in privater Distanz halten«,
sagte Grass. Über Fehler in der Weimarer Republik und danach
hätte das Schnurrbartmonster den jungen Leuten einiges zu
erzählen. 2006 war Grass eingefallen, daß er als
Jugendlicher zur Waffen-SS gehörte. Leider hört ihm kaum
einer unter 50 zu. Vielleicht liegt das auch an seinem
anachronistischen Verhältnis zum E-Book: »Die
Massenproduktion wird sich reduzieren, und das Buch wird wieder das
Ansehen eines aufbewahrenswerten, vererbbaren Gegenstandes
erlangen.« (AFP/ddp/jW)
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