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09.02.2000 / Inland

Autonomes Zentrum: »Der Kampf geht weiter«

Betreiber des geschlossenen Heidelberger Projektes pochen auf versprochene Ersatzräume

»Wir wollen (...) die kulturellen politischen Freiräume, die uns 371 Tage gefehlt haben, wieder einrichten« Ziele, verfaßt im Februar 2000 innerhalb einer Erklärung des linksradikalen Heidelberger »Unabhängigen Komitees >Take Your AZ<«. Den Anfang dieses Projektes bildete nun in der Nacht zum Sonntag die Besetzung eines Gebäudes auf dem Gelände des ungenutzten städtischen Rangierbahnhofes. 200 Personen hatten sich in das Gebäude begeben, um mit der Forderung an die Stadt heranzutreten, Räume für ein neues »Autonomes Zentrum« (AZ) zu erhalten. Die angerücke Polizei gestattete die Besetzung solange, bis am Sonntag mittag eine Anzeige der Deutschen Bahn wegen Hausfriedensbruch vorlag. Der polizeiliche Befehl lautete Räumung, und die verbliebenen 40 Besetzer akzeptierten dies ohne Widerstand.

Hintergrund dieser Besetzung waren die Ereignisse um das »Autonome Zentrum« in der Universitätsstadt vor gut einem Jahr. Von Februar 1991 bis zum Februar 1999 existierte unweit des Stadtzentrums in den Räumen der ehemaligen Weber-Druckerei in der Alten Bergheimer Straße einer der wenigen autonomen Freiräume in Süddeutschland. Das AZ bot somit zahlreiche Möglichkeiten für ansonsten eher rare linke sowie nichtkommerzielle Subkultur und Politik. Platz hatten hier eine Frauen/Lesben-Etage, ein Antirassistisches Notruftelefon, ein Antifa-Infoladen sowie ein Café mit sogenannter »Volxküche«. Neben autonomen Gruppen waren auch eine örtliche »Gewaltfreie Aktionsgruppe« oder Anti-Castor-Aktivisten an der Selbstverwaltung des AZ beteiligt.

Heidelbergs Bürgermeisterin Beate Weber, eine der wenigen Stadtoberhäupte Baden-Württembergs mit SPD- Parteibuch, übte für das außergewöhnliche Projekt acht Jahre stille Akzeptanz. Zum 1. Februar 1999 beschloß die Stadtadministration allerdings den Baubeginn einer neuen Konsummeile. Eine Entscheidung, die den Tod für das AZ bedeuten sollte. Prompt kündigte Weber den AZ-Betreibern den Nutzungsvertrag. Die Bürgermeisterin zeigte sich aber kompromißbereit und signalisierte, sie wolle sich um geeignete Ersatzräume kümmern. Ein Angebot, das seitens der Bewohner und Mitorganisatoren des »Autonomen Zentrums« akzeptiert wurde. So kam es am 1. Februar 1999 zu einer Schlüsselübergabe an die Bürgermeisterin. Noch am selben Tag wurde das Gebäude abgerissen.

Doch seit diesem Zeitpunkt hat sich nichts geändert; Frau Weber fiel es schwer, sich an die Zusage für ein Ersatzobjekt zu erinnern. Angesichts dieser Entwicklung macht sich nun bei den ehemaligen Betreibern des AZ Unmut breit: »Wir haben lange genug gewartet« und »unsere Geduld ist erschöpft«, heißt es in einem Schreiben der Gruppe »Autonomes Zentrum im Exil«. Deshalb findet am kommenden Sonnabend in Heidelberg eine Demonstration unter dem Motto »Der Kampf geht weiter« statt. Sie startet um 13 Uhr am Bauhaus.

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