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Aus: Ausgabe vom 17.09.2010, Seite 13 / Feuilleton

Zensierter Reggae

Donna Marquis Hope von der »University of the West Indies« in Jamaika ist der Ansicht, daß das Tauziehen der Behörden des Landes mit denen der USA um die Auslieferung des mutmaßlichen Drogenbosses Christopher »Dudus« Coke die Entwicklung des Reggae maßgeblich beeinflußt hat. Anhänger des Musikers lieferten sich im Mai in der Hauptstadt Kingston Straßenschlachten mit der Polizei. Bevor Coke im Juni festgenommen und an Washington überstellt wurde, hatten die USA jamaikanischen Reggaestars wie Moses »Beenie Man« Davis, Rodney »Bounty Killer« Price und Aidonia alias Sheldon Lawrence die Einreisevisa entzogen. Bisher finden in den USA zwischen einem Drittel und der Hälfte aller Liveauftritte von Reggaestars statt. Konzertveranstalter schreiben den jamaikanischen Musikern immer häufiger vertraglich vor, Zoten oder die Diskriminierung von Schwulen aus den Programmen zu streichen. Vor einiger Zeit führte eine Kampagne gegen schwulenfeindliche Texte zu Konzertabsagen in den Staaten und in Großbritannien.

Dem Reggae wird die politische Korrektheit allerdings auch im Inland beigebracht. Jamaikas Radiosender dürfen seit anderthalb Jahren keine Reggaesongs mit aggressiven und anzüglichen Texten mehr spielen. Im Februar verbat die staatliche Rundfunkkommission auch das Spielen von gebeepten, also zensierten Stücken. Ähnliche Sendeverbote sind seit 2009 in den karibischen Kleinstaaten Grenada, Barbados, Guyana und St. Lucia in Kraft. Betroffene Künstler erhalten hier keine Arbeitserlaubnis. Der Bildungsminister von Barbados, Ronald Jones, untersagte zuletzt im März Auftritte der Jamaikaner Adijah Palmer und »Mavado« Brooks mit der Begründung, er sehe einen klaren Zusammenhang zwischen der Reggaemusik und der zunehmenden Aggressivität junger Leute auf Barbados. (IPS/jW)

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