Rosa-Luxemburg-Konferenz am 11.01.2025
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Aus: Ausgabe vom 18.09.2010, Seite 15 / Geschichte

Der rechte Sozialdemokrat Eduard David distanziert sich im Reichstag vom »Janhagel«

Uns kann der Herr Reichskanzler nicht den Vorwurf machen, daß wir den Janhagel (norddt. für Pöbel – d.Red.) nicht im Zaume hielten. Wir haben nicht die Macht dazu; die Macht dazu hat die Behörde. Wenn die es nicht fertigbringt, so trifft uns keine Schuld. Der Janhagel ist der Bodensatz der Gesellschaft, und daß sich ein solcher Bodensatz anhäuft in einer großen Stadt wie Berlin, daran sind wir nicht schuld, das ist das Produkt der bestehenden kapitalistischen Wirtschaftsordnung. Tausende von Menschen kommen da unter die Räder der Gesellschaft, zum Teil infolge erblicher Belastung, Krankheit usw. Daß also in einer Großstadt Saufbrüder, Radaubrüder usw. sich herumtreiben, ist nicht unsere Schuld. Diesen Janhagel lassen wir uns nicht an die Rockschöße hängen, den behalten Sie gefälligst, die Sie die Verantwortlichkeit für diese Zustände tragen! Ich will nebenbei bemerken, unter diesen Radau- und Saufbrüdern befinden sich manche Persönlichkeiten, die, wenn sie nicht als arme Teufel auf die Welt gekommen wären, sondern als Söhne hochstehender Eltern, vielleicht in das Korps Borussia eingetreten wären und dort eine hervorragende Rolle spielten; denn da würde man dieses Radaumachen und Saufen als hohen Vorzug ansehen.«
(13.12.1910; Verhandlungen des Reichstages XII. Legislaturperiode, II. Session, Bd. 262, Berlin 1911, S.3638f.)