Gladio (italienisch vom lateinischen »gladius« für
»Schwert«). Name einer terroristischen
antikommunistischen Geheimorganisation der NATO, der CIA und des
britischen MI6. Nach offizieller Version sollten G.-Mitglieder bei
einer Invasion von Truppen des Warschauer Vertrages in Westeuropa
Attentate und Sabotageakte verüben. Die Organisation wurde
1950 gegründet und wird mit zahlreichen Terroranschlägen
und Morden in Verbindung gebracht. Ihre Existenz wurde vor
Parlamenten und den meisten Regierungsmitgliedern der
NATO-Länder geheimgehalten. Der damalige italienische
Ministerpräsident Giulio Andreotti räumte am 24. Oktober
1990 offiziell die Existenz von G. ein und löste für
kurze Zeit Aufmerksamkeit aus. Das EU-Parlament äußerte
am 22. November 1990 seinen »entschiedenen Protest«
wegen der Existenz von G. In Belgien, Italien und der Schweiz
arbeiteten Untersuchungskommissionen. In der Türkei war G. in
den 90er Jahren noch aktiv. Die Bundesregierung erklärte im
Dezember 1990, der deutsche Zweig werde im Frühjahr 1991
aufgelöst. Die Gruppen unterstanden geheimen Kommandostellen
des NATO-Hauptquartiers im belgischen Mons und rekrutierten sich
aus militärischen Spezialeinheiten, Geheimdiensten sowie Alt-
und Neonazis. Weder NATO noch Geheimdienste gaben Dokumente
über G. heraus. Eine Verbindung von G. zum Münchner
Oktoberfest-Attentat vom 26. September 1980 konnte bisher nicht
bewiesen werden, die Ergebnisse eines Forschungsprojekts der
Eidgenössischen Technischen Hochschule Zürich zu G. legen
sie aber nahe. Den Abbruch der Ermittlungen in diesem Fall
führen Forscher darauf zurück, daß deutsche
Staatsanwälte an politische Weisungen gebunden sind. (asc)
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