Aus: Ausgabe vom 30.09.2010, Seite 15 / Natur & Wissenschaft
Balz der Taufliege, Schaltplan
Am Wiener Forschungsinstitut für Molekulare Pathologie (IMP)
wurde eingehend untersucht, was im Gehirn der Taufliege Drosophila
(nicht im Bild) los ist, wenn sie ihr Balzrepertoire abspult.
Umhertänzeln, Riechen, Betasten und »Singen«
(Vibration der Flügel) gehören zu den Voraussetzungen der
Kopulation. Das Programm ist im Hirn abgespeichert. Die anatomische
Grundlage ist ein Netzwerk von Nervenzellen (Neuronen). Als
IMP-Doktorand entwickelte der Biomediziner Jai Yu ein Verfahren zur
Darstellung der beteiligten Neuronen. In den
halbmillimetergroßen Gehirnen von über 3000 Fliegen
wurde jeweils eine definierte Gruppe mit fluoreszierenden Proteinen
markiert. »Es war wie ein gigantisches Puzzle«, sagt
Jai Yu. »Mit einer Kombination aus Mikroskopie und digitaler
Bildbearbeitung gelang es uns, die Teile zusammenzufügen. Nun
können wir erstmals den Schaltplan eines tierischen
Instinktverhaltens überblicken.« Etwa 1500 Neuronen
umfaßt der Schaltkreis der Verführung. An die hundert
verschiedene Zelltypen sind beteiligt. Die Schaltkreise von
Männchen und Weibchen sind im Detail unterschiedlich
verdrahtet. Identische Reize führen dadurch zu
geschlechtsspezifischen Reaktionen. Die Ergebnisse sind in der
Fachzeitschrift Current Biology vom Dienstag nachzulesen. Die 400
IMP-Angestellten werden von Boehringer Ingelheim in Kooperation mit
der Österreichischen Akademie der Wissenschaften
bezahlt.
(ots/jW)
(ots/jW)
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