Aus: Ausgabe vom 01.10.2010, Seite 13 / Feuilleton
Bereichert euch
Erfolgsautor Wladimir Kaminer (»Russendisko«) empfindet
die Integrationsdebatte als »bereichernd«, doch sie
dürfe nicht auf Sarrazin-Niveau geführt werden. Der Neuen
Osnabrücker Zeitung (Donnerstagausgabe) sagte Kaminer, es
sei gut, daß im Zuge der Debatte so viele zu Wort gekommen
seien. Von der von Bundesinnenminister Thomas de Maizière
(CDU) geforderten »Willkommenskultur« hält
Kaminer, der vor 20 Jahren aus der Sowjetunion in die BRD
übersiedelte, nichts: »Diese Idee läßt sich
vom Gedanken der Leitkultur ableiten. Das ist diese Vorstellung von
einer vorherrschenden Kultur, die alle anderen Kulturen tolerieren
soll, ohne ihre Vorherrscherrolle überhaupt infrage zu
stellen.« Er sei hingegen für die gleichberechtigte
Existenz verschiedener Kulturen. Bund, Länder und Kommunen
beschäftigten noch zu wenig Migranten, betonte Kaminer.
»Es gibt statt dessen viele kluge Reden und interessante
Projekte, die ins Leben gerufen werden, aber irgendwo auf halbem
Wege versanden«, sagte der Schriftsteller. »Daß
Zuwanderer auf der Suche nach einem besseren Leben Deutschland
wählen, ist etwas, worauf dieses Land eigentlich stolz sein
muß.« Deutschland müsse das Potential der
Zuwanderer nutzen, statt sich von ihnen zu distanzieren. (dapd/jW)
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