Aus: Ausgabe vom 08.10.2010, Seite 13 / Feuilleton
Aufputz und Enttäuschung
Noch am Mittwoch hatte der Berliner Dichter, Denker und
Deutschland, Neues-Schreiber Hans-Dieter Schütt orakelt:
»Aufputz und Aufschrei bilden die beiden Seiten einer
Messe-Medaille – die in jedem Falle Kehrseiten sind«
und schon am Donnerstag hatte der peruanische Schriftsteller Mario
Vargas Llosa den Literaturnobelpreis in der Tasche. Hören Sie
hierzu eine mustergültige Stimme aus der Seniorenresidenz des
deutschen Geisteslebens: »Tief enttäuscht«
über die Nobelpreispolitik zeigte sich der 90jährige
Marcel Reich-Ranicki, obzwar er Llosa »ohne Zweifel«
schätze. Ihn mit Gustave Flaubert zu vergleichen, sei
»ein bißchen zuviel des Guten«, eher sei Llosa in
der Nähe von William Faulkner zu sehen. Die Mitteilung der
Königlich Schwedischen Akademie der Wissenschaften in
Stockholm habe ihn »vollkommen überrascht«, sagte
Reich-Ranicki. »Ich habe gedacht, es wäre ein vollkommen
unbekannter mongolischer Poet.« (dapd/jW)
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