Aus: Ausgabe vom 15.10.2010, Seite 12 / Feuilleton
Servus mit Mahlers Achter
Im Sommer 1906 komponierte Gustav Mahler am Wörthersee seine
8. Sinfonie. »Beim Eintritt in das altgewohnte Arbeitszimmer
packte mich der spirituscreator und schüttelte und peitschte
mich acht Wochen lang, bis das Größte fertig war«,
schrieb Mahler später in einem Brief an seine Frau Alma. 100
Jahre und einen Monat nach der Uraufführung präsentieren
die Münchner Philharmoniker das Werk heute unter
Generalmusikdirektor Christian Thielemann. Es ist seine letzte
Saison am Pult des Orchesters. Die Achte läuft im Rahmen eines
Mahler-Zyklus. »Das wird für uns alle ein Abenteuer
sein«, sagt Thielemann, der bislang kaum als Mahler-Dirigent
hervorgetreten ist. Weil an der Uraufführung am 12. September
1910 alles in allem rund 1000 Chorsänger und Instrumentalisten
beteiligt waren, prägte der damalige Veranstalter Emil Gutmann
einen reißerischen Titel, der Mahler nicht geheuer war:
»Symphonie der tausend«. Theodor W. Adorno nennt die
Sinfonie in seinem Mahler-Buch eine »symbolische
Riesenschwarte« und lästert vor allem über die
Textgrundlagen, die mit einem Abstand von tausend Jahren erschienen
sind, der Pfingsthymnus »Veni, Creator Spiritus« aus
dem 8. Jahrhundert und der Schlußszene aus Goethes zweitem
»Faust«. (apn/jW)
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