Aus: Ausgabe vom 16.10.2010, Seite 16 / Aktion
Grundlagen der Produktion sichern
Das letzte Quartal des Jahres ist für die junge Welt traditionell sehr hart: Die Kassen sind leer, Genossenschaftsgelder zu großen Teilen für laufende Aufgaben vergeben, der rettende große Einzug von Abogebühren im Januar (der mit Abstand größte des Jahres) ist noch in weiter Ferne. Trotzdem haben wir es in den vergangenen Jahren geschafft, auch dieses schwierige letzte Quartal zu überstehen. Dieses Jahr ist die Ausgangslage besonders hart. Weil wir eine Reihe von zusätzlichen Kosten schultern müssen, die wir nur sehr mühsam ökonomisch verkraften können. Allein für die Abgabe an die Künstlersozialkasse und der dringend nötigen Erhöhung von Gehältern und Zeilengeldern sind etwa 130000 Euro zusätzlich aufzuwenden. Es waren aber kalkulierbare Kosten, die wir unter großen Anstrengungen von Verlag und Genossenschaft in den Griff bekommen. Richtig problematisch wird es allerdings, wenn ungeplant zusätzliche Kosten anfallen. Das ist jetzt der Fall.
Jahrelang haben wir mit einem zuverlässigen Techniksystem täglich die junge Welt produziert. Es kam in den letzten 15 Jahren nicht einmal zu einem Produktionsausfall. In den letzten Wochen sind aber einige zentrale Komponenten des Systems ausgefallen, Hard- und Software müssen ersetzt, Arbeitsplätze aufwendig angepaßt werden. Und weil jahrelang nur kleinere Optimierungen vorgenommen wurden und jetzt plötzlich unsere Technikstruktur grundlegend überarbeitet werden muß, tauchen jede Menge Kompatibilitätsprobleme auf. Hinzu kommt, daß es technische Veränderungen bei zuliefernden Presseagenturen geben wird, die eine weitere Umstellung erforderlich machen. Die deshalb jetzt notwendigen Investitionen haben wir weder eingeplant, noch können wir sie zeitlich verschieben. Denn nur mit stabiler technischer Produktionsgrundlage können wir täglich die junge Welt erstellen, drucken, ausliefern. Mindestens 35000 Euro müssen deshalb kurzfristig vom Verlag aufgebracht werden – zusätzlich zur sowieso angespannten Finanzsituation. Wir sind nicht in der Lage, diese allein mit den von uns erwirtschafteten Mitteln und den Krediten der Genossenschaft zu finanzieren. Und deshalb bitten wir Sie heute um eine Spende.
In den vergangenen Monaten und Jahren haben wir uns mit Spendenaufrufen sehr zurückgehalten, obwohl unsere Leserschaft sehr engagiert für ihre Zeitung kämpft. Natürlich freuten wir uns auch bisher über jede kleinere oder größere Summe, die überraschend auf unseren Konten auftauchte und die uns das Wirtschaften enorm erleichterte. Jetzt aber möchten wir unsere Leserinnen und Leser ausdrücklich bitten, uns mit Spenden über die aktuell schwierige Situation zu helfen. Sie zeigt aber auch, daß wir mehr Abonnentinnen und Abonnenten brauchen. Wir wollen mit einer Weiterentwicklung unserer Produkte junge Welt und junge Welt online sowie der Genossenschaft im kommenden Jahr die Voraussetzungen dafür schaffen, daß wir ökonomisch auch solche schwierigen Phasen meistern können. Ihre Spenden in den Technikfonds helfen uns dabei, die materiellen Voraussetzungen zur Umsetzung dieser Pläne zu verbessern. Und Mehreinnahmen durch mehr Abonnements der Online- und der Printausgabe helfen uns perspektivisch, daß wir künftig unerwartete Kosten sowie den Ausbau unserer technischen und personellen Grundlagen über die Einnahmen aus Abonnements finanzieren können. Heute möchten wir Sie aber um eine Spende in den Technikfonds bitten.
Verlag, Redaktion, Genossenschaft
Solidarität jetzt!
Das Verwaltungsgericht Berlin hat entschieden und die Klage des Verlags 8. Mai abgewiesen. Die Bundesregierung darf die Tageszeitung junge Welt in ihren jährlichen Verfassungsschutzberichten erwähnen und beobachten. Nun muss eine höhere Instanz entscheiden.
In unseren Augen ist das Urteil eine Einschränkung der Meinungs- und Pressefreiheit in der Bundesrepublik. Aber auch umgekehrt wird Bürgerinnen und Bürgern erschwert, sich aus verschiedenen Quellen frei zu informieren.
Genau das aber ist unser Ziel: Aufklärung mit gut gemachtem Journalismus. Sie können das unterstützen. Darum: junge Welt abonnieren für die Pressefreiheit!