USA: Strahlentests im Auftrage des Pentagon
Das US-Verteidigungsministerium hat während und nach dem Kalten Krieg radioaktive Testreihen an Menschen vorgenommen. Knapp 2 400 Strahlenversuche seien zwischen 1944 und 1994 erfolgt, ging am Mittwoch aus dem Bericht einer Regierungskommission in Washington hervor. Sie war gebildet worden, nachdem die USA 1993 durch Berichte aufgeschreckt worden waren, daß Patienten in Krankenhäusern nach dem Zweiten Weltkrieg Plutonium injiziert worden sei. Es sei nicht versucht worden, die genaue Zahl der von den Experimenten betroffenen Menschen zu bestimmen, geschweige denn, sie zu identifizieren, räumte ein hochrangiger Armeeoffizier ein. Von den genau 2 389 Experimenten könnten jedoch mehrere tausend Menschen betroffen sein.
Die meisten der Experimente hätten aus medizinischen Routineuntersuchungen bestanden, hieß es im Pentagon. Einige der Untersuchungen, die an Schwarzen und an Ureinwohnern Alaskas ausgeführt wurden, hatten jedoch bereits ein juristisches Nachspiel. Die US-Luftwaffe verhandelt zur Zeit mit Anwälten von Ureinwohnern aus Alaska, an denen zwischen 1955 und 1957 Untersuchungen über die Auswirkung von durch extreme Kälte bedingtem Streß in der Arktis vorgenommen wurden. Dafür wurden rund hundert Ureinwohnern Spuren von Jod 131 in die Schilddrüse gespritzt, einem radioaktiven Isotop, das sich gewöhnlich in der Schilddrüse ansammelt. Im Großteil der Fälle hätten die Ergebnisse jedoch keine statistische Bedeutung gehabt, hieß es in dem Bericht.
Zwischen 1950 und 1972 finanzierte das Pentagon außerdem fünf klinische Studien über die Aufnahmefähigkeit des menschlichen Körpers von Strahlen, um Aussagen über die psychologischen wie biologischen Folgen von Atomexplosionen zu erhalten. Die Versuchspersonen waren größtenteils in Armut lebende Schwarze. Nach einem zwischen 1960 und 1964 von der medizinischen Fakultät der Universität von Cincinnati ausgeführten Experiment strengten die Überlebenden einen Strafprozeß an.
Bei einem anderen Experiment mußten Soldaten auf Fässern mit radioaktivem Material herumfahren, um zu prüfen, ob ihre Autos sie vor den Strahlen schützten. In Hanford im US-Bundesstaat Washington setzten die Militärs absichtlich eine nukleare Wolke frei, um die Verlagerung der Wolke zu untersuchen. Aufgrund einer plötzlichen Änderung der Wetterlage fielen die radioaktiven Teilchen auf einem 300 Kilometer langen und 60 Kilometer breiten Gebiet nieder, hieß es in dem Bericht. Die umstrittenen Versuche waren nach ihrem Bekanntwerden vom US- Verteidigungsministerium mit dem Kalten Krieg begründet worden.
(AFP/jW)
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