Aus: Ausgabe vom 04.11.2010, Seite 15 / Natur & Wissenschaft
Die frühen Hominiden
Wie weit Neandertaler von friedlicher Monogamie entfernt waren,
haben britische Forscher anhand der Fingerlängen zu messen
versucht. Deren Verhältnis zueinander hängt
maßgeblich von der Konzentration männlicher
Sexualhormone ab, denen der Fötus im Mutterleib ausgesetzt
war. Hohe Werte solcher Androgene, zu denen auch Testosteron
zählt, sorgen dafür, daß der Zeigefinger im
Verhältnis zum Ringfinger besonders kurz ist. Bei Primaten mit
relativ kurzem Zeigefinger ist maskulines Sozialverhalten sehr
ausgeprägt: Sie konkurrieren besonders stark und wechseln
häufig ihre Sexualpartner. Bei fast allen untersuchten
Hominiden fanden die Archäologen der Universität
Liverpool recht kurze Zeigefinger, auch bei Neandertalern. Am
kürzesten waren die des Ardipithecus ramidus. Dieser Urahn der
Menschenaffen lebte vor etwa fünf Millionen Jahren. »Wir
brauchen mehr Versteinerungen, um unsere Resultate zu
bestätigen«, räumt die Autorin Emma Nelson in der
aktuellen Ausgabe der Proceedings of the Royal Society B ein.
»Aber diese Methode könnte uns helfen zu verstehen, wie
sich unser Sozialverhalten entwickelt hat.« Als große
Ausnahme stellte sich bei der Studie der seit etwa drei Millionen
Jahren ausgestorbene Australopithecus afarensis heraus. Dessen
Fingerverhältnis deutet darauf hin, daß er selbst im
Vergleich zum Homo sapiens besonders monogam und umgänglich
war.
(dapd/jW)
(dapd/jW)
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