Aus: Ausgabe vom 10.11.2010, Seite 7 / Ausland
Türkei: Prozeß gegen Kurden ausgesetzt
Von Nick Brauns
Diyarbakir. Der seit Mitte Oktober vor dem Schwurgericht in
Diyarbakir laufende Prozeß gegen 152 der Unterstützung
der Arbeiterpartei Kurdistans PKK angeklagte kurdische Politiker
wurde am Montag abend ausgesetzt. Ein höherer Gerichtshof soll
bis Donnerstag klären, ob sich die Angeklagten, darunter ein
Dutzend Bürgermeister, in ihrer kurdischen Muttersprache
verteidigen dürfen. Zuvor hatte Selma Irmak, ehemaliges
Parteiratsmitglied der 2009 verbotenen Partei für eine
Demokratische Gesellschaft DTP, eine 30seitige
Prozeßerklärung in kurdischer Sprache verlesen wollen.
Doch ihr Mikrophon wurde vom Gericht abgeschaltet. Bereits
vergangene Woche war es zu einen Eklat gekommen, als der
Vorsitzende Richter erklärte, ein Angeklagter habe in einer
»unbekannten Sprache« gesprochen. Ein Anwalt, der gegen
diese »Beleidigung des kurdischen Volkes« protestierte,
wurde von der Militärpolizei aus dem Gerichtssaal gebracht,
woraufhin auch alle weiteren Verteidiger den Saal verließen.
Am Wochenende protestierten Zehntausende Menschen in Diyarbakir und
anderen Städten für die kurdische Sprache. Unterdessen
forderte der oberste Gerichtshof der Türkei die Entfernung
zweisprachiger Ortsschilder in der Provinz Diyarbakir.
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