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IG Metall und »Stuttgart 21«
»Stuttgart 21« ist im aktuellen Express nicht nur mit einer Vielzahl von Fotos, sondern auch in eine Reihe von Beiträgen Thema. So setzt sich Tom Adler, Betriebsrat im Daimler-Werk Untertürkheim, mit der Haltung der Gewerkschaften zu dem milliardenschweren Prestigeprojekt auseinander. Er beginnt mit der Feststellung, daß die abhängig Beschäftigten einen Großteil der Demonstranten stellen, die seit Monaten die Straßen der baden-württembergischen Landeshauptstadt bevölkern. Umfragen zufolge arbeiten 30 Prozent von ihnen im öffentlichen Dienst, das verarbeitende Gewerbe und der Dienstleistungssektor stellen zusammen 42 Prozent.Trotz der vielen gegen »Stuttgart 21« engagierten Gewerkschaftsmitglieder weigert sich vor allem die IG-Metall-Spitze, den Protest zu unterstützen. Im Gegenteil. Führende Funktionäre der IGM verhinderten zum Beispiel, daß Kritiker des Bahnhofsprojekts bei der gewerkschaftlichen Großkundgebung am 13. November zu Wort kamen. Die Argumente hierfür – »Stuttgart 21« spalte die Organisation und gehöre nicht zu den gewerkschaftlichen »Kernthemen« – hält Adler für vorgeschoben. »Tatsächlich geht es darum, daß Apparatvertreter wie (Bezirksleiter, jW) Jörg Hofmann oder Automobil-Betriebsratsfürsten wie Erich Klemm (Daimler, jW) und Uwe Hück (Porsche, jW) entscheidende »S21«-Verfechter sind, denen nichts ungelegener käme als eine eindeutige, praktische Kritik der IG Metall an ihrem Agieren Seit’ an Seit’ mit den Vorstandschefs von Daimler, Porsche und anderen Großindustriellen, der schwarz-gelben Landesregierung und der SPD.
(jW)
Express – Zeitung für sozialistische Betriebs- und Gewerkschaftsarbeit, Nr. 10–11/2010, 18 Seiten, 3,50 Euro. www.labournet.de/express
Länger befristet
Mit dem nächsten Schritt zur Prekarisierung befasst sich ein
Beitrag in der aktuellen Ausgabe der Fachzeitschrift Gute Arbeit:
Die Bundesregierung plant, die Möglichkeit zur sachgrundlosen
Befristung auszuweiten. Bisher können Beschäftigte
maximal zwei Jahre lang ohne Begründung mit befristeten
Arbeitsverträgen angestellt werden. Demnächst soll das
noch länger möglich sein. Eine aus Unternehmersicht
wünschenswerte Nebenwirkung: »Die Angst um den Job
wächst, das soll Beschäftigte gefügig machen,
schlechtere Arbeitsbedingungen klaglos hinzunehmen.«
(jW)
Gute Arbeit 11/2010. Gesundheitsschutz und Arbeitsgestaltung. Frankfurt/Main, Bund-Verlag 2010, 40 Seiten, Jahresabo: 162 Euro. www.gutearbeit-online.de
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