Aus: Ausgabe vom 14.01.2011, Seite 15 / Feminismus
Soli-Erklärungen für Pinar Selek
Istanbul/Berlin. Am 9. Februar beginnt in Istanbul ein neuer
Prozeß gegen die derzeit in Deutschland lebende
türkische Feministin und Menschenrechtsaktivistin Pinar Selek.
Aus diesem Anlaß hat die türkische
Frauensolidaritätsgruppe »Amargi« zu Aktionen
für die Freilassung der Publizistin (»Zum Mann
gehätschelt – zum Mann gedrillt. Männliche
Identitäten«, siehe auch jW vom 11.6.2010) aufgerufen.
Sevim Dagdelen, Abgeordnete der Linkspartei im deutschen Bundestag,
erklärte zu dem Verfahren, es handele sich dabei um einen
weiteren Versuch, »eine Regierungskritikerin mundtot zu
machen«.
Die Soziologin war in derselben Sache – einem angeblichen Bombenanschlag – bereits 2006 freigesprochen worden (siehe dazu u. a. jW vom 26.11.2010). Die Staatsanwaltschaft stützt sich bei ihren Anschuldigungen auf unter Folter erzwungene Aussagen eines vermeintlichen Komplizen, der seine Aussagen vor Gericht widerrufen hatte. Den Weg zur Wiederaufnahme des Verfahrens ebnete der Kassationsgerichtshof in Ankara 2009 durch die Aufhebung des Freispruchs und seine Forderung nach einer Freiheitsstrafe von 36 Jahren. Dies sei ein »offensichtlicher Verstoß gegen internationales und türkisches Recht«, so Sevim Dagdelen. Eine Verhaftung Seleks bei Einreise in die Türkei könne »nur durch den Druck der internationalen Öffentlichkeit verhindert werden«.
Die Soziologin war in derselben Sache – einem angeblichen Bombenanschlag – bereits 2006 freigesprochen worden (siehe dazu u. a. jW vom 26.11.2010). Die Staatsanwaltschaft stützt sich bei ihren Anschuldigungen auf unter Folter erzwungene Aussagen eines vermeintlichen Komplizen, der seine Aussagen vor Gericht widerrufen hatte. Den Weg zur Wiederaufnahme des Verfahrens ebnete der Kassationsgerichtshof in Ankara 2009 durch die Aufhebung des Freispruchs und seine Forderung nach einer Freiheitsstrafe von 36 Jahren. Dies sei ein »offensichtlicher Verstoß gegen internationales und türkisches Recht«, so Sevim Dagdelen. Eine Verhaftung Seleks bei Einreise in die Türkei könne »nur durch den Druck der internationalen Öffentlichkeit verhindert werden«.
An eben diese Öffentlichkeit wendet sich auch Amargi. Die Organisation erinnert daran, daß Selek in der Türkei inhaftiert war und schwer gefoltert wurde, damit sie die Namen von Personen, die sie für ihre gesellschaftskritischen Bücher interviewt hatte, preisgeben sollte. Nachdem sie dies verweigert hatte, wurde ihr Name mit einer Explosion auf einem Istanbuler Gewürzmarkt in Verbindung gebracht. Amargi ruft zur Beobachtung des Verfahrens durch internationale Gruppen und zur Beteiligung an einer Unterschriftenkampagne des deutschen PEN-Zentrums (www.ps-signup.de) auf. (jW)
Solidaritätsaufruf (deutsch): www.amargi.org.tr/?q=node/318
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