Aus: Ausgabe vom 19.01.2011, Seite 3 / Schwerpunkt
Verhaftungen im Sudan
Der sudanesische Oppositionsführer und Vorsitzende der
islamischen Volkskongreßpartei, Hassan Al-Turabi, wurde in
der Nacht auf Dienstag von Sicherheitskräften verhaftet. Nur
wenige Stunden vorher hatte er gemeinsam mit anderen
Oppositionspolitikern auf einer Pressekonferenz den Aufstand in
Tunesien begrüßt und den Tunesiern zum Sturz von Zine El
Abidine Ben Ali gratuliert. Was in Tunesien geschehen sei,
könne auch im Sudan geschehen, hatte Al-Turabi gesagt, das
»totalitäre Regime in Khartoum« müsse fallen.
Die Bevölkerung wisse nicht mehr, wie sie ihre
wirtschaftlichen Belastungen schultern könnte und sei
politisch zudem verunsichert über das Referendum im Süden
des Landes und einer möglichen Teilung. Eine Aufspaltung des
Sudan könne »zentrifugale Kräfte«
mobilisieren und das ganze Land zerbrechen. Omar Al-Bashir und die
sudanesische Führung müßten auf die
Bevölkerung hören, so Al-Turabi, einstiger Berater von
Al-Bashir, der aber seit Jahren immer wieder verhaftet oder unter
Hausarrest gestellt wird. Er verwies auf frühere
Aufstände im Sudan, bei denen schon 1964 und 1985
Militärregime gestürzt worden seien. Die Ereignisse in
Tunesien seien eine »Mahnung«, so Al-Turabi, die
Oppositionsparteien bereiteten sich darauf vor, das Regime von
Al-Bashir friedlich zu stürzen, wenn er die Macht nicht teile.
Das Land sei »reif für einen Volksaufstand«, sagte
auch Mubarak Al-Fadil von der Umma Partei, die 1986 die Wahlen
gewonnen, später aber von Al-Bashir nach dessen
Machtübernahme verboten worden war.
Zusammen mit Al-Turabi wurde eine unbekannte Zahl von Oppositionellen verhaftet. (kl)
Zusammen mit Al-Turabi wurde eine unbekannte Zahl von Oppositionellen verhaftet. (kl)
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