Rosa-Luxemburg-Konferenz am 11.01.2025
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Aus: Ausgabe vom 05.02.2011, Seite 12 / Feuilleton

Chaoswelten

Wir gehören in der Karibik, auf den Antillen, zur deportierten Bevölkerung, wir wurden aus Afrika deportiert, und deshalb ist für uns die Erde weiterhin das, was sie ursprünglich war: wild.« Für Edouard Glissant waren es Chaoswelten, Orte wie die die Antillen, wo er im September 1928 auf Martinique geboren wurde. Aber es gab sie überall, die »Kreolisierung«, die kulturelle Durchmischung der Kulturen durch Kolonialismus und Sklaverei.

Wenn der Dichter, Romancier und Essayist von Kreolisierung sprach, meinte er immer ein globales Phänomen, das er lebte und propagierte. »Wenn Sie eine afrikanische Rythmik nehmen und westliche Instrumente, Saxophon, Geige, Klavier, Posaune, dann haben Sie den Jazz. Das nenne ich Kreolisierung«, schrieb er 2007 in der Süddeutschen Zeitung.


Glissant starb am Donnerstag im Alter von 82 Jahren in Paris. Er galt nicht nur als bedeutender Literat, sondern auch als Vordenker postkolonialer Kulturtheorien. Zudem setzte er sich in den antikolonialen Bewegungen ein. Nach dem Erscheinen seines ersten Romans »La Lézarde« (1958, dt. Sturzflut«, 1979) gehörte er zu den Mitbegründern der der Befreiungsfront »Antillo Guyanais«. Der damalige französische Präsident General Charles de Gaulle verbot das Buch und verbannte Glissant für ein Jahr von Martinique. (jW)

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