Gegründet 1947 Dienstag, 5. November 2024, Nr. 258
Die junge Welt wird von 2974 GenossInnen herausgegeben
Aus: Ausgabe vom 19.02.2011, Seite 3 / Schwerpunkt

Buchmesse: Diesmal ohne Ehrengäste

Die 20. und damit Jubiläumsausgabe der Internationalen Buchmesse in Havanna ist wie ihre Vorgänger ein Publikumsmagnet. Zehntausende schoben sich durch die Wege und Gänge der alten Festung »La Cabaña« über dem Hafen und der Altstadt der kubanischen Hauptstadt. Auch wenn es zumindest an den Wochentagen wohl etwas weniger Besucher gewesen sein mögen als im Vorjahr, ist von einem Nachlassen des Interesses nichts zu spüren. Enttäuschend war lediglich die Beteiligung der als diesjährige Ehrengäste eingeladenen Mitgliedsländer der Bolivarischen Allianz für die Völker Unseres Amerikas (ALBA). Verglichen mit dem vergangenen Jahr, als Rußland Ehrengast der Buchmesse gewesen war, nehmen sich die bescheidenen Stände von Venezuela, Bolivien, Ecuador und den kleinen Karibikstaaten mager aus. Nicaragua glänzt sogar ganz durch Abwesenheit. Rußland war demgegenüber 2010 in einer großen Halle mit zahlreichen Verlagen vertreten, eine Fotoausstellung erinnerte an die Beziehungen Kubas zu Rußland bzw. zur Sowjetunion.

Waren im vergangenen Jahr der russische Außenminister Sergej Lawrow und Kubas Präsident Raúl Castro persönlich zur Eröffnungsfeier erschienen, fehlten »große Namen« aus den Gastländern diesmal. Kein Hugo Chávez, kein Rafael Correa, kein Evo Morales ist zur Buchmesse in Havanna gereist, und auch Raúl Castro ließ sich diesmal von Parlamentspräsident Ricardo Alarcón vertreten. Die berühmteste Politikerin in Havanna war so in diesen Tagen zweifellos die Menschenrechtsaktivistin Rigoberta Menchú aus Guatemala.

Auch im Veranstaltungsprogramm der Buchmesse ist ALBA merkwürdig dünn geblieben. Neben Kuba sind es vor allem Verlage und Organisationen aus Argentinien, das bezeichnenderweise kein ALBA-Mitglied ist, die ihre Veröffentlichungen anbieten und mit kulturellen Veranstaltungen präsent sind.


Hauptpersonen der Messe sind aber auch in diesem Jahr die Kinder, die mit ihren Eltern oder als ganze Schulklassen die Festung stürmen. Auf den Mauern sitzen sie dann stolz mit ihren Neuerwerbungen beim Schmökern, oder hocken auf dem grasbewachsenen Boden des Burggrabens beim Picknick. Zahlreiche Getränke- und Essensstände haben hier ihre Zeltplanen aufgeschlagen und bieten Hühnchen, Schweinefleisch und den unvermeidlichen Reis mit Bohnen an.

(scha)

Ähnliche:

  • Man nennt ihn auch den kubanischen Krimigott
    19.02.2011

    Ein Buch für vier Tage

    Ein Trotzki-Roman für Papierschnipsel: Auf der Buchmesse in Havanna stellte Leonardo Padura sein neues Werk vor
  • 19.02.2011

    »Nie werden wir privatisieren«

    Kuba: Trotz der Reformen wird der Markt nicht darüber entscheiden, wie sich die Kultur entwickelt. Staat behält Macht über grundlegende Produktionsmittel. Ein Gespräch mit Abel Prieto

Regio:

Mehr aus: Schwerpunkt