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Aus: Ausgabe vom 01.04.2011, Seite 3 / Schwerpunkt

Focus-Interview: »Schlimmer als Hitler«

Viele Grüne, Sozialdemokraten und sogar einige Linke sind bereit, den Krieg gegen Libyen als »humanitäre Intervention« zu rechtfertigen, weil Oberst Muammar Al-Ghaddafi nur so daran gehindert werden konnte, »die eigene Bevölkerung abzuschlachten«. Beweise? Es werden diesmal keine benötigt, noch nicht einmal gefälschte. Als der UN-Sicherheitsrat am 17. März mit der Resolution 1973 die militärische Einmischung in den libyschen Bürgerkrieg freigab, lag dessen Beginn schon einen ganzen Monat zurück. Obwohl die Fronten sich in schneller Folge mehrmals stark verschoben hatten, gab es zwar glaubwürdige Berichte über Menschenrechtsverletzungen auf beiden Seiten, aber keine Anhaltspunkte für Massaker der libyschen Sicherheitskräfte an der Zivilbevölkerung oder auch nur an gefangenen Kombattanten des Gegners.

Indessen hat sich in der Propaganda der »Rebellen« die offensichtlich wirkungsvolle Lüge schon verselbständigt. In einem Interview des Focus mit zwei »außenpolitischen Emissären« der »Gegenregierung« in Bengasi behauptete Mansour Saif Al-Nasr, ein bisher in den USA lebender Geschäftsmann: »Ghaddafi ist in mancher Hinsicht doch schlimmer als Hitler.« Dem mußten die Focus-Journalisten selbstverständlich widersprechen: Das sei doch »ein gewagter Vergleich«, und – in Frageform – ob es sich im Falle Hitlers nicht um »eine ganz andere Größenordnung des Wahnsinns« handele. Der Libyer ließ sich jedoch nicht aus der Ruhe bringen: »Immerhin hat Hitler nicht die Leute im eigenen Land getötet wie Ghaddafi.«

Darauf fielen dem Focus nur noch »die deutschen Juden« ein. Aber auch darauf hatte der Rebellensprecher, der im Privatleben Großhändler für Geschenkartikel ist, noch eine Erwiderung parat: »Wegen Israel gab es in den 60er Jahren schon einmal eine Phase, in der die meisten arabischen Länder sehr schlecht auf Deutschland zu sprechen waren.« Das Interview erschien am 26. März im Internetportal des Magazins. Der zweite Gesprächspartner war der »Vorsitzende der Menschenrechtsliga Libyens«, Ali Zeidan, der seit den 1980er Jahren in München lebt.

(km)

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