Aus: Ausgabe vom 11.04.2011, Seite 13 / Feuilleton
Lumet gestorben
Der Filmregisseur Sidney Lumet starb am Samstag im Alter von 84
Jahren in New York an Krebs. Er stand für grundsolides
Hollywood mit tendenziell linksliberaler Justiz- und Lobbykritik,
sozusagen eine gemäßigte US-Ausgabe von Claude Chabrol.
Lumet wurde berühmt mit dem Justizdrama »Die zwölf
Geschworenen« (1957), das zunächst als Fernsehfilm ein
Publikumserfolg war. Bemerkenswert war seine Mediensatire
»Network« über Politik, Korruption und Kommerz,
die bei der Oscar-Vergabe 1977 im Schatten von Sylvester Stallones
erstem »Rocky«-Film blieb, was Lumet besonders
ärgerte. Für das innere Gleichgewicht drehte er diverse
Thriller, die wie »Hundstage« (1975) oder sein letzter
Film »Tödliche Entscheidung« (2007) im Prinzip
davon handeln, daß Verbrechen sich doch nicht lohnen
würde, bzw. im totalen Desaster enden kann. Doch der Polizei
sollte man auch nicht trauen (»Serpico«, 1973). Am
berührendsten ist »Der Pfandleiher« (1964)
über einen jüdischen KZ-Überlebenden in
Spanish-Harlem, am bizarrsten seine Warnung vor dem Atomkrieg
»Angriff auf Moskau« aus demselben Jahr, in dem sich
der US-Präsident freiwillig in die Luft sprengen
läßt, um den Weltfrieden zu retten, nachdem die USA
gewissermaßen aus Versehen Moskau bombardiert haben.
Interessanter als diese Filme, die selten über eine knorke Okayness hinausgehen, ist Lumets Werdegang vom Broadway-Schauspieler zum Hollywood-Regisseur. Bis 1949 leitete er eine avantgardistische Schauspielschule in New York und kam dann erst zum Fernsehen und schließlich nach Hollywood, weil man sich für seine Arbeitsmethoden interessierte. Heraus kam schließlich handwerkliche Präzision ohne große Überraschungen. (jW)
Interessanter als diese Filme, die selten über eine knorke Okayness hinausgehen, ist Lumets Werdegang vom Broadway-Schauspieler zum Hollywood-Regisseur. Bis 1949 leitete er eine avantgardistische Schauspielschule in New York und kam dann erst zum Fernsehen und schließlich nach Hollywood, weil man sich für seine Arbeitsmethoden interessierte. Heraus kam schließlich handwerkliche Präzision ohne große Überraschungen. (jW)
Leserbriefe zu diesem Artikel:
- Frank Dabrock: Das hat Sidney Lumet nicht verdient Wenn man den Nachruf auf Sidney Lumet liest, beschleicht einen der Verdacht, dass der Verfasser weder den Regisseur kennt noch dass er die Filme, über die er dort schreibt, überhaupt gesehen hat. So...
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