Gegründet 1947 Dienstag, 5. November 2024, Nr. 258
Die junge Welt wird von 2974 GenossInnen herausgegeben
Aus: Ausgabe vom 05.08.2011, Seite 13 / Feuilleton

In Form der Poesie

Seine lyrischen Ambitionen haben einen brasilianischen Polizisten zu einem schrillen Bericht über die Festnahme eines Motorraddiebes animiert: »Der Festgenommene bat gleich um Entschuldigung, / Sagte, er habe keine Verantwortung/ Weil er selbst nicht am Steuer saß«, dichtete Kommissar Reinaldo Lobo nach Medienberichten vom Donnerstag. »Ob am Steuer oder nicht, / War seine Festnahme meine Pflicht, / Da es ihm an Hochmut nicht gebricht/ Und er als Dieb kein Neuling war.« Lobo schloß mit: »Diesen Bericht schreibe ich in Form der Poesie/ Weil ich im Herzen trage die Magie./ Jener, der da liebt die Phantasie/ Zu kämpfen für den Frieden und das Leben.« Daß der Kommissar, sofern der Übersetzung zu trauen ist, seinen Friedenskampf sehr richtig als Phantasie besingt, mochte nicht recht passen zu seiner Rechtfertigung, er habe kunstvoll ausdrücken wollen, daß sein harter Job der Schaffung einer besseren Welt diene. Lobos Vorgesetzter hatte wenig Verständnis und verlangte umgehend einen Bericht in »korrekter Form«. (AFP/jW)

Mehr aus: Feuilleton