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Differenziertes Bild
Ein differenziertes Bild über das Tarifergebnis in der Druckindustrie zeichnet Rainer Butenschön vom ver.di-Bundesfachbereichsvorstand Medien, Kunst und Industrie im Interview mit dem aktuellen Express. Es habe in den Betrieben »erstaunlich wenig Kritik und überwiegend zähneknirschende Zustimmung« gegeben, berichtet das Konzernbetriebsratsmitglied der Madsack-Gruppe. Der »sehr schlechte Lohnabschluß« werde notgedrungen akzeptiert, weil es gelungen sei, den gekündigten Manteltarifvertrag vollständig wieder in Kraft zu setzen. Die Unternehmen hatten u.a. die Mindestbesetzung der Druckmaschinen, den Urlaubsanspruch, die Zuschläge für Schicht- und Sonntagsdienste und vor allem »die besonders verhaßte 35-Stunden-Woche« in Frage gestellt. Vor allem letzteres hätte aufgrund der fortschreitenden Produktivitätsentwicklung Entlassungen zur Folge gehabt, ist Butenschön überzeugt.Andererseits sichere der Tarifvertrag »für die nächsten 33 Monate nicht einmal die Reallöhne«, kritisiert der Gewerkschafter. Zudem sei der Verzicht auf die geforderte Gleichstellung von Leiharbeitern und Stammbeschäftigten »besonders bitter, da etliche Arbeitgeber dabei sind, in ihren Unternehmen die Branchentarife mit dem Dauereinsatz von Leiharbeitern abzuwickeln«. Für einen großen Fortschritt hält Butenschön die gemeinsamen Arbeitsniederlegungen von Druckern, Redakteuren und Verlagsangestellten. »Das Motto hieß: Jeder für sich und alle gemeinsam! Hier wurde erstmals das Prinzip der Mediengewerkschaft im Arbeitskampf wirklich gelebt.« Auf Grundlage dieser Erfahrung sollte versucht werden, die tarifliche »Dreiteilung« zwischen den Beschäftigtengruppen zu überwinden. Als ersten Schritt schlägt Butenschön einen gemeinsamen Tarifvertrag für Redakteure und Verlagsangestellte vor. Ein Problem dabei sei allerdings, daß dieses Ziel beim Deutschen Journalisten-Verband (DJV) auf »ideologische Vorbehalte« treffe. (jW)
Express – Zeitung für sozialistische Betriebs- und Gewerkschaftsarbeit, Nr. 7/2011, 16 Seiten, Jahresabo: 35 Euro. www.labournet.de/express
Komplexe Materie
Das Fahrpersonalrecht ist sehr kompliziert und nicht frei von Widersprüchen. Ein Grund dafür ist, daß es unterschiedliche Ebenen – internationales, europäisches und nationales Recht– umfaßt. Orientierung in dem komplexen Rechtsgebiet verschafft ein neu überarbeiteter Basiskommentar. (jW)
Stefan Heimlich/Ingo Hamm/Peter Grun/Patrick Fütterer: Fahrpersonalrecht Basiskommentar. Bund-Verlag, Frankfurt/Main, 3., vollständig überarbeitete Auflage 2011, 265 Seiten, 29,90 Euro. ISBN: 978-3-7663-6027-4
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