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Aus: Ausgabe vom 27.09.2011, Seite 15 / Betrieb & Gewerkschaft

Lesetip: Rangnick kein Einzelfall

Ralf Rangnick ist keine Ausnahme. Das Besondere an dem Fußballehrer – der seinen Trainerjob beim FC Schalke 04 wegen eines vegetativen Erschöpfungssyndroms an den Nagel gehängt hat – ist lediglich die öffentliche Wahrnehmung seines Falls. Ansonsten ist er Teil eines nicht nur für den Profisport festzustellenden Trends der Zunahme psychischer Erkrankungen. Das belegen sowohl Zahlen verschiedener Krankenkassen als auch die Daten des Bundesgesundheitsministeriums, die in der aktuellen Ausgabe der Fachzeitschrift Gute Arbeit dokumentiert sind.

Allein zwischen 2009 und 2010 haben sich die Fehlzeiten wegen psychischer Erkrankungen um fast 14 Prozent erhöht, so die Techniker Krankenkasse in ihrem zuletzt erschienenen Gesundheitsreport. Davon sind auch immer mehr junge Erwachsene betroffen – vor allem Studierende. Der Anteil der Hochschüler, denen Antidepressiva verschrieben wurden, ist in den vergangenen vier Jahren um 40 Prozent gestiegen. Ähnliche Zahlen präsentiert die DAK: Ihr zufolge führten psychische Leiden wie Depression und Angststörungen im ersten Halbjahr 2011 statistisch bei 100 Versicherten zu 88 Fehltagen. Im Vorjahreszeitraum waren es noch 67 Tage. Laut Bundesverband der Betriebskrankenkassen sind psychische Erkrankungen hinter denen des Muskel- und Skelettsystems, der Atemwege und hinter Verletzungen mittlerweile der vierthäufigste Grund für Fehlzeiten. Sie verursachen jeden achten Krankheitstag, 1976 lag dieser Anteil noch bei zwei Prozent. Zudem sind die durchschnittlichen Ausfallzeiten mit 35,2 Tagen deutlich länger als der Gesamtdurchschnitt mit 12,8 Tagen.

Das IG-Metall-Vorstandsmitglied Hans-Jürgen Urban führt die dramatische Zunahme u. a. auf dauernde Umstrukturierungen und Unsicherheit in den Betrieben, zunehmenden Leistungsdruck und die Entgrenzung von Arbeitszeiten zurück. Dafür sprechen die Daten über den Krankenstand von Leiharbeitern. Obwohl diese sehr viel häufiger krank zur Arbeit gehen als ihre fest angestellten Kollegen, waren sie 2010 mit durchschnittlich 15 Tagen gut 3,5 Tage länger krank geschrieben als der Durchschnitt. Die Gründe sind zum einen Existenzangst und Unsicherheit. Zum anderen werden Leihkräfte oft bei schwereren Arbeiten eingesetzt und sind einem größeren Unfallrisiko ausgesetzt. Fazit der Autoren: »Leiharbeit macht krank.«


(jW)

Gute Arbeit. Gesundheitsschutz und Arbeitsgestaltung, 9/2011, 40 Seiten. www.gutearbeit-online.de

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