Aus: Ausgabe vom 11.11.2011, Seite 15 / Feminismus
Studie: Tausende Zwangsheiraten
Berlin. Tausende Menschen werden in Deutschland jedes Jahr gegen ihren Willen verheiratet. Ein Drittel der von Zwangsheirat Betroffenen seien jünger als 17 Jahre, heißt es in einer nicht repräsentativen Studie, die Bundesfamilienministerin Kristina Schröder (CDU) am Mittwoch in Berlin der Integrationsbeauftragten Maria Böhmer (CDU) übergab.
Für die von der Organisation Terre des Femmes und der Hamburger Lawaetz-Stiftung erarbeitete Analyse wurden im Jahr 2008 insgesamt 3443 Betroffene in 830 Beratungsstellen erfaßt. In 60 Prozent der Fälle wurde demnach die Zwangsheirat angedroht, in 40 Prozent war sie bereits vollzogen. Betroffen seien vor allem Menschen mit Migrationshintergrund zwischen 18 und 21 Jahren. Schröder betonte, die Dunkelziffer liege vermutlich wesentlich höher. In sechs Prozent der untersuchten Fälle waren Männer betroffen. Häufigstes Herkunftsland der Eltern sei mit 44 Prozent die Türkei, gefolgt von Serbien, Irak und Afghanistan mit jeweils sechs bis neun Prozent. Schröder appellierte an die »muslimischen Autoritäten« in Deutschland, die Praxis deutlich zu verurteilen. Auch die Schulen müßten dem Thema mehr Aufmerksamkeit widmen. Für Ende 2012 kündigte die Ministerin eine mehrsprachige Hotline »Gewalt gegen Frauen« an, die auch speziell den Opfern von Zwangsheirat zur Verfügung stehen werde.
Die SPD-Integrationsbeauftragte Aydan Özoguz und Sevim Dagdelen, migrationspolische Sprecherin der Linksfraktion, kritisierten das von der Bundesregierung beschlossene Hochsetzen der Ehedauer für ausländische Ehepartner für das eigenständige Bleiberecht von zwei auf drei Jahre. Diese schade vor allem Zwangsverheirateten, die nun noch länger in der Ehe ausharren müßten. Dagdelen monierte auch das Fehlen flächendeckender, niedrigschwelliger Beratungsangebote und Notfallunterbringungen. (AFP/jW)
Für die von der Organisation Terre des Femmes und der Hamburger Lawaetz-Stiftung erarbeitete Analyse wurden im Jahr 2008 insgesamt 3443 Betroffene in 830 Beratungsstellen erfaßt. In 60 Prozent der Fälle wurde demnach die Zwangsheirat angedroht, in 40 Prozent war sie bereits vollzogen. Betroffen seien vor allem Menschen mit Migrationshintergrund zwischen 18 und 21 Jahren. Schröder betonte, die Dunkelziffer liege vermutlich wesentlich höher. In sechs Prozent der untersuchten Fälle waren Männer betroffen. Häufigstes Herkunftsland der Eltern sei mit 44 Prozent die Türkei, gefolgt von Serbien, Irak und Afghanistan mit jeweils sechs bis neun Prozent. Schröder appellierte an die »muslimischen Autoritäten« in Deutschland, die Praxis deutlich zu verurteilen. Auch die Schulen müßten dem Thema mehr Aufmerksamkeit widmen. Für Ende 2012 kündigte die Ministerin eine mehrsprachige Hotline »Gewalt gegen Frauen« an, die auch speziell den Opfern von Zwangsheirat zur Verfügung stehen werde.
Die SPD-Integrationsbeauftragte Aydan Özoguz und Sevim Dagdelen, migrationspolische Sprecherin der Linksfraktion, kritisierten das von der Bundesregierung beschlossene Hochsetzen der Ehedauer für ausländische Ehepartner für das eigenständige Bleiberecht von zwei auf drei Jahre. Diese schade vor allem Zwangsverheirateten, die nun noch länger in der Ehe ausharren müßten. Dagdelen monierte auch das Fehlen flächendeckender, niedrigschwelliger Beratungsangebote und Notfallunterbringungen. (AFP/jW)
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