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Aus: Ausgabe vom 26.11.2011, Seite 3 / Schwerpunkt

Abstimmungsmarathon über etliche Wochen

Neun Monate nach dem Sturz von Präsident Hosni Mubarak Mitte Februar wird in Ägypten ab Montag ein Parlament gewählt. Über insgesamt 498 Mitglieder des Abgeordnetenhauses dürfen rund 40 Millionen Wahlberechtigte abstimmen, zehn weitere Parlamentarier benennt die Armee. Allein dieser erste Wahlgang in mehreren Schritten dauert knapp sieben Wochen. Das Endergebnis wird für den 13. Januar erwartet. Erst danach werden zwischen dem 29. Januar und dem 11. März die Mandate für die zweite Kammer vergeben.

Ein Drittel der Sitze im Abgeordnetenhaus in der Hauptstadt Kairo wird durch eine direkte Persönlichkeitswahl in zwei Runden bestimmt. Die restlichen zwei Drittel der Parlamentssitze werden über Wahllisten der Parteien nach ihren Stimmenanteilen vergeben. Zudem sind die 27 Provinzen des Landes in drei Gruppen aufgeteilt, innerhalb derer jeweils zwei Termine für die beiden Wahlgänge erforderlich sind. Am Montag wählt zunächst eine Gruppe, zu der die Hauptstadt Kairo und die Küstenstadt Alexandria gehören. Der zweite Wahlgang findet dort am 5. Dezember statt. Ab dem 14. Dezember folgt die zweite Gruppe, unter anderem mit den Städten Suez und Assuan. Vom 3. Januar an ist schließlich die dritte Gruppe zur Wahl aufgerufen, zu der neben der Sinaihalbinsel auch die Region um das Nildelta gehört. Erstmals dürfen auch im Ausland lebende Ägypter abstimmen.

Die Muslimbrüder gelten als die derzeit am besten organisierte Vereinigung. Ihrem politischen Bündnis »Partei der Freiheit und der Gerechtigkeit« werden klare Siegchancen eingeräumt. Zu der Wahl tritt auch das im Oktober gegründete Bündnis »Die Revolution geht weiter« aus mehreren marxistischen Gruppen an (siehe jW vom 22. November 2011). Zudem geht »Der ägyptische Block«, ein ebenfalls nach Mubaraks Sturz ins Leben gerufenes Bündnis aus 15 liberalen Gruppierungen, ins Rennen. Der Partei gehört unter anderem der Unternehmer und Millionär Nagib Sawiris an. Auch mehrere frühere Mitglieder von Mubaraks aufgelöster »Nationaldemokratischer Partei« dürfen antreten.

(AFP/jW)

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