Aus: Ausgabe vom 07.12.2011, Seite 3 / Schwerpunkt
Exemplarisch
Der drei Monate währende Ausstand bei der CFM, der Servicetochter der Berliner Charité, hat sich gelohnt. Gewerkschaften und Geschäftsleitung einigten sich auf ein Eckpunktepapier. Schon dieser formale Akt ist ein Erfolg, haben sich die Miteigentümer Dussmann und Vamed doch mit Händen und Füßen dagegen gewehrt, mit ver.di überhaupt eine Vereinbarung zu treffen. Nun hat die Gewerkschaft zumindest eine Lohnuntergrenze von 8,50 Euro pro Stunde durchgesetzt. Ein vollständiger, für alle geltender Tarifvertrag ist das noch nicht. Daß dieser trotz der großen Entschlossenheit und Kreativität der Streikenden nicht erreichbar war, zeigt die Schwierigkeiten, mit denen die Gewerkschaften vielerorts konfrontiert sind. Die ausufernde Prekarisierung hat deren Organisationsmacht beschnitten. Von den 25 Prozent befristet bei der CFM angestellten Beschäftigten haben sich die meisten aus nachvollziehbaren Gründen nicht an dem Ausstand beteiligt. Umso bemerkenswerter ist, daß bis zu 300 Mitarbeiter von CFM trotz Einschüchterung, Lohnverlusten und Angst um den Job so lange durchgehalten haben.
Beeindruckend und exemplarisch waren auch die Aktivitäten, die die Streikenden mit Unterstützung des Solidaritätskomitees auf die Beine gestellt haben. Kundgebungen vor Parteibüros und bei Aufsichtsratssitzungen, Flashmobs im Berliner Dussmann-Kaufhaus, Blockaden des Charité-Zentrallagers, große Solidaritätsveranstaltungen und -demonstrationen gehörten zu ihrem Repertoire. Ohne das hätte der Streik kaum öffentliche Aufmerksamkeit erregt und wäre wohl längst in sich zusammengebrochen.
Der Konflikt bei der CFM hat gezeigt: Es ist möglich, auch in einer von Prekarisierung und Rechtlosigkeit geprägten Branche in den Kampf zu ziehen und etwas zu erreichen. Er belegt aber auch: Die gewerkschaftliche Defensive ist nicht in einem Betrieb allein zu durchbrechen. Das Solikomitee und die verantwortlichen ver.di-Sekretäre haben vergleichsweise viel Unterstützung und konkrete Solidarität für die CFM-Beschäftigten mobilisiert. Würde die Gewerkschaft insgesamt so agieren, sähe die Lage deutlich besser aus.
(dab)
Beeindruckend und exemplarisch waren auch die Aktivitäten, die die Streikenden mit Unterstützung des Solidaritätskomitees auf die Beine gestellt haben. Kundgebungen vor Parteibüros und bei Aufsichtsratssitzungen, Flashmobs im Berliner Dussmann-Kaufhaus, Blockaden des Charité-Zentrallagers, große Solidaritätsveranstaltungen und -demonstrationen gehörten zu ihrem Repertoire. Ohne das hätte der Streik kaum öffentliche Aufmerksamkeit erregt und wäre wohl längst in sich zusammengebrochen.
Der Konflikt bei der CFM hat gezeigt: Es ist möglich, auch in einer von Prekarisierung und Rechtlosigkeit geprägten Branche in den Kampf zu ziehen und etwas zu erreichen. Er belegt aber auch: Die gewerkschaftliche Defensive ist nicht in einem Betrieb allein zu durchbrechen. Das Solikomitee und die verantwortlichen ver.di-Sekretäre haben vergleichsweise viel Unterstützung und konkrete Solidarität für die CFM-Beschäftigten mobilisiert. Würde die Gewerkschaft insgesamt so agieren, sähe die Lage deutlich besser aus.
(dab)
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