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Aus: Ausgabe vom 16.12.2011, Seite 3 / Schwerpunkt

Hintergrund: Westsahara

Die Westsahara war jahrzehntelang eine spanische Kolonie, gegen den aktiven Widerstand der Bevölkerung. Da die Franco-Diktatur in Madrid auch Aufforderungen der Vereinten Nationen ignorierte, das Gebiet in die Unabhängigkeit zu entlassen, wurde im Mai 1973 die »Volksfront zur Befreiung von Saguia el Hamra und Río de Oro« (Polisario) gegründet, die den bewaffneten Kampf gegen die Kolonialmacht aufnahm. Nach dem Tod des Diktators Francisco Franco im November 1975 zog sich Spanien aus dem Gebiet zurück und erklärte seine Herrschaft zum 26. Februar 1976 für beendet. Die Polisario reagierte darauf einen Tag später mit der Ausrufung der Demokratischen Arabischen Republik Sahara (DARS), die derzeit von 46 Staaten der Welt anerkannt ist. Doch die Hoffnung der Sahrauis auf Unabhängigkeit erfüllte sich nicht. Statt dessen marschierten Truppen Marokkos und Mauretaniens in das Gebiet ein. Rabat annektierte 1976 die nördlichen zwei Drittel der Westsahara. Als sich Mauretanien drei Jahre später aus der Westsahara zurückzog, dehnte Marokko seinen Anspruch auch auf das übrige Gebiet aus.

Bis 1991 setzte die Polisario ihren bewaffneten Kampf gegen die marokkanische Besatzung fort. Auf Vermittlung der UNO kam es dann zu einem Waffenstillstandsabkommen zwischen beiden Seiten, das auch ein Referendum über die Unabhängigkeit des Gebiets vorsah. Marokko verhindert jedoch seither die Durchführung dieser Volksabstimmung. Proteste und Aufstände der Bevölkerung in den besetzten Gebieten werden immer wieder brutal unterdrückt. Während Marokko rund zwei Drittel der Westsahara beherrscht, steht der Osten des Landes unter Kontrolle der Polisario. An der Demarkationslinie zwischen beiden Landesteilen hat Marokko eine 2 000 Kilometer lange Mauer errichtet, um ein Einsickern von Polisario-Kämpfern zu verhindern. Provisorische Hauptstadt des befreiten Gebiets ist Bir Lehlu, von wo aus auch die Rundfunk- und Fernsehsender der sahrauischen Regierung arbeiten. Rund 180 000 Menschen leben jedoch nahe des algerischen Tindouf in vier Flüchtlingslagern, die die Namen der von Marokko besetzten sahrauischen Städte tragen: Al-Aaiún, Smara, Ausert und Al-Dakhla.


(scha)

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