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Aus: Ausgabe vom 29.12.2011, Seite 3 / Schwerpunkt

Lexikalisches: Barrio Adentro

Das Programm »Barrio Adentro« – zu deutsch etwa: Hinein ins Viertel – startete 2003. Die Regierung Venezuelas will mit ihm erreichen, daß vor allem in den Armenvierteln der Städte, den Barrios, aber auch für die Armen auf dem Land, eine medizinische Grundversorgung gewährleistet wird. Nach Angaben eines deutschen Mediziners waren vor diesem Zeitpunkt 60 Prozent der Bevölkerung des Landes von medizinischer Erstversorgung ausgeschlossen. Als das Programm im Dezember 2003 offiziell per Dekret verabschiedet wurde, meldeten sich nur 50 einheimische Ärzte zur Teilnahme. Bereits im März des Jahres waren aber die ersten kubanischen Mediziner ins Land gekommen. Sie hatten im Durchschnitt zehn Jahre Praxis aufzuweisen und betraten im Gegensatz zu ihren wohlhabenderen Kollegen aus Venezuela, die Entführungen und Lösegelderspressungen fürchteten, die von Kriminellen beherrschten Stadtviertel. 2009 waren laut Prensa Latina 1584 venezolanische Ärzte neben 12581 kubanischen in das Vorhaben eingebunden. Kuba liefert auch die Medizintechnik für das Programm und wird im Gegenzug u. a. mit Erdöl beliefert. Die Regierung in Caracas finanziert das Projekt, seine Verwirklichung hängt aber von der Unterstützung vor Ort ab, d. h. von lokalen Behörden und Freiwilligen. Sie planen den Einsatz der Ärzte und propagieren das Angebot in der Bevölkerung. Insgesamt wurden 4500 Zentren zur unentgeltlichen Erstversorgung eröffnet. Sie vermitteln kompliziertere Fälle an die neuen Volkskliniken, noch aufwendigere Fälle zur Behandlung an die Polikliniken. Auch die Nachbehandlung übernehmen wieder die Gesundheitsstationen in den Armenvierteln. Das Programm wird von der Opposition in Venezuela wütend und mit allen Propagandamitteln bekämpft. (jW)

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