Aus: Ausgabe vom 12.01.2012, Seite 15 / Natur & Wissenschaft
Gedankenwelt der Menschenaffen
Schimpansen, Orang-Utans, Gorillas und Bonobos treffen durchdachtere Entscheidungen als bisher angenommen. Das haben Forscher zweier Max-Planck-Institute – dem für Psycholinguistik in Nijmegen und dem für evolutionäre Anthropologie in Leipzig – in Verhaltensexperimenten ermittelt. Haben die Tiere die Wahl zwischen einer gewinnträchtigen, aber riskanten Alternative und einer, die zwar sicher ist, aber weniger Gewinn verspricht, wägen sie detailliert ab. Sie berücksichtigen die Höhe der Wahrscheinlichkeit, nichts zu bekommen, und die Höhe der Belohnung im Erfolgsfall, sagte Daniel Haun, Leiter des Forscherteams. Es präsentierte den Affen jeweils zwei unterschiedlich große Bananenstücke und versteckte diese – das kleinere zuverlässig immer am selben Platz, das größere unter einer von mehreren umgedrehten Schalen. Je mehr mögliche Verstecke ins Spiel kamen, desto häufiger gingen die Tiere auf Nummer sicher. Je deutlicher sich die Obststücke in ihrer Größe unterschieden, desto häufiger versuchten die Affen, das größere zu bekommen. Beim maximalen Größenunterschied wählten sie in 100 Prozent der Fälle die riskante Alternative. Studienleiter Haun bewertet die Ergebnisse als »weiteres wichtiges Indiz dafür, daß die Gedankenwelt von Menschenaffen komplexer ist als lange Zeit angenommen«.
(ots/jW)
(ots/jW)
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