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Aus: Ausgabe vom 23.02.2012, Seite 12 / Feuilleton

Wie tickte Chaplin?

Der sogenannte freie Westen hat Charlie Chaplin (1889–1977) gefeiert wie verfolgt. Wie jetzt bekannt wurde untersuchte der britische Gehemdienst MI5 die politische Gesinnung von Chaplin, mit dem Ergebnis, daß er für »radikal« und »progressiv« befunden wurde, aber nicht als »gefährlich« einzustufen sei. Zu diesen Ansichten kam der Auslandsdienst 1958, nachdem er sechs Jahre zuvor von der US-Botschaft in London mit den Recherchen beauftragt worden war, da Chaplin in den USA, wo er sich auch 1947 wiederholt vor dem berüchtigten »Komitee für unamerikanische Umtriebe« einzufinden hatte, verdächtigt werde, eine geheime Spende an die Kommunistische Partei der USA gemacht zu haben.

1952 war dem britischen Staatsbürger Chaplin nach einem Kurzaufenthalt in London die Wiedereinreise in die USA verweigert worden. Daraufhin beschloß er, in Europa zu bleiben. Er zog in die Schweiz. Interessant ist als Randnotiz, daß der MI5 keine Geburtsurkunde des 1910 in die USA ausgewanderten Chaplin auftreiben konnte. Dies sei »seltsam«, notierte damals der MI5-Vertreter John Marriott, »aber ich denke, das hat für Sicherheitsfragen keine große Bedeutung«.


(AFP/jW)

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