Aus: Ausgabe vom 06.03.2012, Seite 13 / Feuilleton
Ungarn verlassen
Der ungarische Schriftsteller Akos Kertész hat in Kanada politisches Asyl beantragt. Der 79jährige Autor mit jüdischen Wurzeln sei am 29. Februar nach Kanada ausgereist und habe dort seinen Antrag gestellt, teilte sein Pressebüro am Sonntag mit. Kertész habe sich »nicht gegen Ungarn und das ungarische Volk entschieden, aber gegen die derzeitige Regierung« der Halbnazis um Viktor Orban. Nach einem sehr kritischen Artikel über seine Landsleute, der im August in dem in den USA erscheinenden ungarischen Magazin Népszava veröffentlicht wurde, hatte es eine politische Kampagne gegen Kertész einschließlich Morddrohungen gegeben. Unter anderem wurde dem Schriftsteller seine Ehrenbürgerschaft von Budapest aberkannt.
In dem Artikel hatte Kertész das ungarische Volk wegen seiner Rolle im Holocaust als »genetisch minderwertig« bezeichnet und seinen Landsleuten vorgeworfen, nie die Verantwortung für die Ermordung von mehr als 400 000 jüdischen Ungarn übernommen zu haben. Da Ungarn hierfür niemals um Entschuldigung gebeten habe, werde es auch keine »Absolution« erhalten. Später änderte Kertész seinen Artikel und strich die Formulierung »genetisch minderwertig«.
(AFP/jW)
In dem Artikel hatte Kertész das ungarische Volk wegen seiner Rolle im Holocaust als »genetisch minderwertig« bezeichnet und seinen Landsleuten vorgeworfen, nie die Verantwortung für die Ermordung von mehr als 400 000 jüdischen Ungarn übernommen zu haben. Da Ungarn hierfür niemals um Entschuldigung gebeten habe, werde es auch keine »Absolution« erhalten. Später änderte Kertész seinen Artikel und strich die Formulierung »genetisch minderwertig«.
(AFP/jW)
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