Aus: Ausgabe vom 20.04.2012, Seite 3 / Schwerpunkt
Hintergrund: Kriegstote totgeschwiegen
Der von der New York Times in dieser Woche kolportierte NATO-Bericht über die aus dem Libyen-Krieg gelernten Lektionen enthält kein Wort über die Tausende an zivilen Opfern der westlichen Militärintervention. Auch darüber, daß die viel gerühmten Präzisionswaffen oft gar nicht so präzise sind, wird geschwiegen. Bisher ist die NATO trotz gegenteiliger Beweislage stur bei ihrer Behauptung geblieben, es habe während des siebenmonatigen Bombardements im vergangenen Jahr keine zivilen Opfer gegeben. Folgerichtig müßten dann z.B. die Enkelkinder von Muammar Al-Ghaddafi, die zusammen mit ihrem Vater bei einem Luftangriff auf ihr klar zu erkennendes Wohnhaus getötet worden waren, nach dem Naziprinzip der Sippenhaftung von der NATO als legitimes militärisches Ziel gesehen worden sein. Selbst die sonst stramm hinter dem Militärpakt stehende New York Times findet es verwunderlich, daß nicht wenigstens »die vielen Dutzenden Zivilisten«, die durch direkte Waffeneinwirkung der NATO getötet wurden, in dem Bericht erwähnt werden. Dabei seien die entsprechenden Fälle »durch Untersuchungen unabhängiger Experten und der Vereinten Nationen gleichermaßen dokumentiert«, schreibt die US-Zeitung.
Außerdem kritisiert das Blatt, daß auch die Vorwürfe verschiedener Menschenrechtsorganisationen und die Klagen von Überlebenden, wonach NATO-Kriegsschiffe nichts getan haben, um in Seenot geratenen Flüchtlingen aus Libyen das Leben zu retten, mit keiner Silbe erwähnt werden. Der Sonderberater von Human Rights Watch, Fred Abrahams, sieht darin den Beweis dafür, daß die NATO nicht gewillt ist, »Fehler einzugestehen und sich mit Vorsatz dafür entschieden hat, die zivilen Opfer auszublenden«. Aber sowohl der NATO-Bericht als auch die New York Times lassen das größte Verbrechen komplett unter den Tisch fallen, daß nämlich erst durch die NATO-Intervention die massenhafte Folterung und Ermordung von Ghaddafi-freundlichen Zivilisten und Soldaten überhaupt erst ermöglicht wurde. Unter dem Schutz der NATO-Bomber war es den Aufständischen aus Bengasi möglich, die Schwarzen Libyens zu verfolgen und zu vertreiben oder zu töten. (rwr)
Außerdem kritisiert das Blatt, daß auch die Vorwürfe verschiedener Menschenrechtsorganisationen und die Klagen von Überlebenden, wonach NATO-Kriegsschiffe nichts getan haben, um in Seenot geratenen Flüchtlingen aus Libyen das Leben zu retten, mit keiner Silbe erwähnt werden. Der Sonderberater von Human Rights Watch, Fred Abrahams, sieht darin den Beweis dafür, daß die NATO nicht gewillt ist, »Fehler einzugestehen und sich mit Vorsatz dafür entschieden hat, die zivilen Opfer auszublenden«. Aber sowohl der NATO-Bericht als auch die New York Times lassen das größte Verbrechen komplett unter den Tisch fallen, daß nämlich erst durch die NATO-Intervention die massenhafte Folterung und Ermordung von Ghaddafi-freundlichen Zivilisten und Soldaten überhaupt erst ermöglicht wurde. Unter dem Schutz der NATO-Bomber war es den Aufständischen aus Bengasi möglich, die Schwarzen Libyens zu verfolgen und zu vertreiben oder zu töten. (rwr)
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