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Aus: Ausgabe vom 20.06.2012, Seite 3 / Schwerpunkt

Auftakt in Rio: Scheitern in Sicht

Der Umweltgipfel »Rio+20« stand am Dienstag schon vor Eintreffen der hochrangigen Staatsgäste vor dem Scheitern. Die brasilianischen Gastgeber unterbrachen am frühen Morgen für zunächst fünf Stunden die Verhandlungen über die Abschlußerklärung der Konferenz. Nach Angaben von Delegierten war es zuvor nicht gelungen, die Industrienationen und die Entwicklungsländer auf einen gemeinsamen Nenner zu bringen. »Wir haben bis zur letzten Minute unser Bestes getan, um die Anliegen einzuarbeiten«, zeigte sich Brasiliens Außenminister Antonio Patriota erschöpft. Der bisherige Entwurf der Erklärung trug den Titel »Die Zukunft, die wir wollen« und umfaßte 50 Seiten.

Der Umweltexperte Michael Frein vom Evangelischen Entwicklungsdienst (EED) kritisierte gegenüber der Nachrichtenagentur dapd die Themen der internationalen Konferenz. In dem UN-Konzept für eine »grüne Wirtschaft« finde die Frage der sozialen Gerechtigkeit und des gerechten Zugangs zu Ressourcen nicht statt, sagte der Referent für Welthandel und Umwelt. Zudem blieben die Wirtschaftssysteme unangetastet. »Die Ungerechtigkeit besteht weiterhin«, sagte er.

Amanda Huerta, Sonderkorrespondentin des lateinamerikanischen Fernsehsenders TeleSur, berichtete aus Rio de Janeiro, es gehe bei den Diskussionen nicht um einzelne Punkte, sondern um zwei »Visionen des Planeten«. Auf der einen Seite stehe die kapitalistische Welt, die die Natur ausplündere und erschöpfe, und auf der anderen Seite ein anderes Modell, in dem die Umwelt als ebenso wichtig gilt wie die Menschen. Haupthindernis für eine Einigung sei die Weigerung der Industriemächte, der Einrichtung eines jährlich mit 30 Milliarden US-Dollar ausgestatteten Fonds zuzustimmen, aus dem die nachhaltige Entwicklung vor allem in den armen Ländern finanziert werden soll. Diese Forderung hatte die aus insgesamt 132 vor allem Entwicklungsländern bestehende Gruppe der 77 (G 77) eingebracht.

Parallel zu den offiziellen Beratungen tagt in Rio de Janeiro auch das »Gipfeltreffen der Völker«, zu dem sich soziale Bewegungen und Umweltschutzorganisation aus aller Welt zusammengefunden haben. Bisheriger Höhepunkt dieser Protestveranstaltung war am Montag eine Frauendemonstration für den Frieden. (AFP/dapd/jW)

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