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Aus: Ausgabe vom 02.07.2012, Seite 12 / Feuilleton

Arab Strap

Kurzfilme in Berlin

Von 2009 bis 2011 veranstaltete das Goethe Institut Kairo das arabische Kurzfilmfestival Arab Shorts. Auf der Plattform für den arabischen Kurzfilm wurden insgesamt 139 Filme von Künstlern aus der sogenannten »arabischen Welt« gezeigt. Um diesen auch weiterhin eine Bühne zu bieten, hat das Berliner Kino »Arsenal« 61 davon in seinen Verleih aufgenommen und präsentiert diese Auswahl vom 2. bis 5. Juli.

In der Eingangszene zu »Arafat and I« (Palästina 2007, 15 min) sitzen zwei Enddreißiger, der schmale, dunkelgelockte Marwan und der etwas gemütlicher gebaute bebrillte Moustafa, in einem Café. Marwan redet in akzentfreiem Englisch begeistert und unaufhörlich auf den Freund ein. Er glaubt, die Frau seines Lebens gefunden zu haben. Der Grund? Die angebetete Lisa teilt ihren Geburtstag mit Yassir Arafat, ein Wink des Schicksals!

Moustafa – der sich um »ethnische Zugehörigkeit« wenig Gedanken macht und sich selbst als Londoner sieht – ist von Anfang an skeptisch. Die Beziehung sieht der Zuschauer dann auch scheitern. Lisa merkt schnell, daß sie selbst im Bett ein Arafat-Double zu sein scheint. Eine mit britischem Humor angehauchte Komödie von Mahdi Fliefil. Gleichzeitig eine zeitgemäße Reflexion über das Selbstverständnis zweier Großstädter mit arabischen Wurzeln.

Die Frage, was ein Araber überhaupt sein soll, wird aber nicht nur von der Form her in Schwarz-Weiß angegangen, sondern auch im übertragenen Sinn. So verwebt »The Last Station« (Palästina 2007) auf fragwürdige Weise die persönliche Geschichte der Filmemacherin Ghada Terawi mit einer von ihr nicht erlebten »kollektiven Vergangenheit«. Arabisch-Sein konstruiert sich hier in erster Linie über die Abgrenzung zum Feindbild Israel.

Der »arabische Frühling« ist natürlich auch Thema einiger Kurzfilme. So bei »Le Cuirasse Abdelkarim« von Walid Mattar, das bereits 2003 in Tunesien entstand. An einer komisch anmutenden Protestszene vor einer viel besuchten Visa-Stelle gestartet, endet die Hommage an »Panzerkreuzer Potemkin« für das Schicksal vieler Flüchtlinge traurig realistisch. Unglaublich bunt und einlullend ist hingegen »O Torment«, bei dem ein geschminkter Mann mit angeklebtem Bart über das Leiden seines Herzen singt. Traditionelle Männlichkeitsrituale und -bilder werden ad absurdum geführt, spätestens, wenn der antike Chor auftritt.

Was wohl aus Gründen der Zeitnähe ausbleibt, die Thematisierung des Siegeszugs der islamistischen Parteien während und nach der »Arabellion«, wäre auf jeden Fall ein weiterer Grund für das Goethe Institut, dieses Festival fortzuführen und nicht nur auf seiner Internetseite zu archivieren. Rafik Will

Arab Shorts, Arsenal Kino Berlin, ab heute, bis 5.7.

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