Aus: Ausgabe vom 24.07.2012, Seite 15 / Betrieb & Gewerkschaft
Lesetips
Kein Equal Pay
Nach der IG Metall hat auch die Chemiegewerkschaft IG BCE Branchenzuschläge für Leiharbeiter vereinbart und feiert dies als Schritt zu »mehr Fairneß in der Arbeitswelt«. Friedrich Wöhler hält im aktuellen Express dagegen: Der maximale Zuschlag – der ab einem Einsatz von neun Monaten fällig wird – bringe Leiharbeitern höchstens 85 bis 90 Prozent des vergleichbaren Entgelts in der Chemieindustrie. Deshalb sei die Vereinbarung letztlich »ein Vertrag zur Verhinderung von Equal Pay«, also gleicher Bezahlung.Allerdings gibt der Autor zu, daß gerade in der Chemiebranche einige Leiharbeiter von der Regelung profitieren könnten, da hier die Einsatzzeiten oftmals sehr lang sind. Wöhler weist aber darauf hin, daß nur Beschäftigte der unteren Entgeltgruppen den Branchenzuschlag erhalten. Zudem stelle sich die Frage: »Warum muß man eigentlich neun Monate im Entleihbetrieb gearbeitet haben, um in die höchsten Stufe des Branchenzuschlags zu kommen, auch in der untersten Entgeltgruppe – obwohl doch deren Tätigkeiten laut Bundesentgelt-Tarifvertrag Chemie bereits ›nach kurzer Einweisung‹ verrichtet werden können?«
(jW)
Express – Zeitung für sozialistische Betriebs- und Gewerkschaftsarbeit, Nr. 6-7/2012, 20 Seiten, 3,50 Euro, www.labournet.de/express
Frauen in der Pflege
Mit der Situation von Frauen in Pflegeberufen beschäftigt sich ein Beitrag der Diplompsychologin Irmgard Vogt in der Sommerausgabe der Fachzeitschrift Gute Arbeit. Von den rund 1,3 Millionen Beschäftigten der Pflegebranche sind ihr zufolge 80 Prozent weiblich. Wie in anderen typischen Frauenberufen sind die Karriereaussichten und Verdienstmöglichkeiten schlecht. Das habe sich auch mit der Akademisierung eines Teils der Pflegeberufe – seit einigen Jahren kann man sich an manchen Hochschulen beispielsweise zum sogenannten Case-Manager ausbilden lassen – nicht geändert. »Es gibt jetzt immerhin Karrierewege, die jedoch nur einer sehr kleinen Gruppe von Frauen offenstehen«, bilanziert Vogt. Sie merkt an: »Für Frauen in Pflegeberufen kommt als zusätzliche Kränkung dazu, daß die wenigen Männer, die in der Branche arbeiten, fast durchweg höher entlohnt werden als sie selbst.« Zudem sei Pflegearbeit körperlich und seelisch extrem belastend. Das Fazit der Professorin: »Eine bessere Arbeitsqualität und faire Verdienstmöglichkeiten sind dringend nötig.«(jW)
Gute Arbeit. Gesundheitsschutz und Arbeitsgestaltung, Nr. 7-8/2012, 56 Seiten, Jahresabo: 166,80 Euro, www.gutearbeit-online.de
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