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Aus: Ausgabe vom 31.07.2012, Seite 3 / Schwerpunkt

Leukämie in der Elbmarsch

Die Bürgerinitiative gegen Leukämie in der Elbmarsch, die Gesellschaft für Strahlenschutz und die deutsche Sektion der Internationalen Ärzte zur Verhütung des Atomkrieges/Ärzte in sozialer Verantwortung (IPPNW) haben im Dezember 2006 die Dokumentation »Die Elbmarschleukämien – Stationen einer Aufklärung« vorgelegt. Darin heißt es:

In der unmittelbaren Umgebung der kerntechnischen Anlagen bei Geesthacht an der Elbe (Kernkraftwerk Krümmel und GKSS-Forschungszentrum) trat in den Jahren 1990/91 ein abrupter Anstieg der Leukämiefälle bei Kindern auf. Bis in die Gegenwart ist das Leukämievorkommen dort dreifach erhöht geblieben. Dennoch erklärten die zuständigen Minister der Länder Schleswig-Holstein und Niedersachsen die Aufklärungsbemühungen und die Tätigkeit der jeweils eingesetzten Leu­kämiekommissionen im Jahr 2004 für beendet. Sie behaupteten, daß sich kein Hinweis auf einen Zusammenhang mit Radioaktivität ergeben habe und sich für das Phänomen derzeit keine Erklärung finden lasse.

Die Mitglieder der schleswig-holsteinischen Leukämiekommission sahen das mehrheitlich anders, traten unter Protest aus der Kommission aus und veröffentlichten einen Abschlußbericht, in dem sie einen kerntechnischen Unfall im Jahre 1986 als Ursache für die Erkrankungen beschrieben. Sie hatten radioaktive Kernbrennstoffe, Spaltprodukte und andere Folgeprodukte von Kernreaktorprozessen in der Umgebung aufgefunden. Für etwa 12 Stunden mußte die Konzentration der radioaktiven Stoffe in der Luft mehr als das 400fache der Tschernobyl-Konzentration in Norddeutschland betragen haben.

Im Zuge der Ursachenforschung wurden im Jahr 2000 im Boden diesseits und jenseits der Elbe kleinste Kugeln aus Schwermetall in verschiedenen Größenklassen entdeckt. Nach unseren Erkenntnissen entstammen sie einem Experiment, bei dem die Prinzipien der Kernspaltung (wie im Atomkraftwerk) und der Kernfusion (wie bei der Wasserstoffbombe) kombiniert werden sollten. (…) Anhand der heute noch feststellbaren radioaktiven Belastung der Umgebung läßt sich die aufgetretene Leukämiehäufung vollständig erklären. (…)

Wir fordern, die Fakten über die radioaktive Verseuchung anzuerkennen und ihre räumliche Ausdehnung festzustellen, die dadurch bedingten Risiken für die Bevölkerung zu beseitigen und die Verursacher und Vertuscher zur Rechenschaft zu ziehen.

Studie im Internet: www.ippnw.de/­commonFiles/pdfs/­Atomenergie/­ElbmarschDokumentation2.8MB.pdf

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